Der bittere Beigeschmack von Social Media

(Quelle Bild: PhotoMIX-Company/Pixabay)

Wie viele andere sicherlich auch, war ich heute stellenweise sprachlos über die vielen dummen, niveaulosen und üblen Kommentare hier bei Facebook über die Meldungen bezüglich Daniel Kaiser-Küblböck. Aber nicht nur geschmacklose Kommentare machten die Runde, sondern auch sehr fragwürdige und mehr als grenzwertige Karikaturen/Collagen um den vermissten jungen Mann. Man fragt sich was die Menschen dazu berechtigt, solch erbärmliche Worte zu verfassen im Internet. Man muss ihn nicht gemocht haben oder ein Fan von ihm gewesen sein. Man muss sich aber auch nicht dazu äußern, selbst wenn man ihn doof fand.

Eigentlich wurden uns doch Werte wie Pietät und Respekt sowie Anstand vermittelt. Was heute stellenweise zu lesen war, ist von diesen Werten weiter entfernter denn je.

Das Wort „Mobbing“ machte im Zusammenhang mit Daniel K. heute ebenfalls die Runde. Wenn man diesem Verdacht Glauben schenken kann und er unter Mobbing litt, dann finde ich die verbale Entgleisung einiger Leute heute doppelt so schlimm. Auf der einen Seite gibt es Menschen die das Thema heute wieder zur Sprache brachten. Die einfach nur zum wiederholten Male auf Mobbing hinwiesen. Auch gerade und besonders im Netz.

Und auf der anderen Seite machen so viele Userinnen/User nahtlos weiter dieses Problem betreffend. Sie finden böse, makabere und witzige Worte über jemanden, von dem keiner weiß was letztendlich passiert ist. Immer drauf – mit aller härter. Aktueller Stand der Dinge ist, dass die Suche beendet wurde. Weil man nicht mehr davon ausgeht, dass Daniel K. noch am Leben ist falls er ins Wasser sprang. Allerdings wissen wir ja alle nicht was sich genau zugetragen hat. Ob er noch am Leben ist. Nachrufe und „RIP-Äußerungen“ zieren schon jetzt meine Startseite bei Facebook. Bevor sein Tod bestätigt wurde. Eine solche Meldung habe ich nämlich bis jetzt noch nicht vernommen.

Was geht in den Köpfen derer vor, die heute böse Karikaturen von einem Mann teilten, ohne zu wissen was genau passiert ist? Ob die Berichterstattung nah dran ist an der Wahrheit? Wie kann man einen solchen Groll hegen? Wie kann man darüber scherzen? Und wenn es erwachsene Menschen waren: Was leben diese der jüngeren Generation vor? Ihren Kindern vielleicht? Neffen und Nichten? Enkelkindern? Dass es normal ist sich in Momenten von menschlichen Schicksalen darüber zu belustigen? Dass es normal ist dann Gift und Galle zu spucken? Dann dürfen wir uns eigentlich nicht über eine Generation wundern, welche viele Werte nicht übermittelt bekam bzw. kennt.

Unter was leiden diese Menschen? Unzufriedenheit? Hass? Fühlen sich diese Menschen vernachlässigt? Sind sie neidisch? Eifersüchtig? Jemand der halbwegs auf der Höhe ist vom Kopf her, der schreibt nicht öffentlich solche Kommentare. Weil jemand mit etwas Hirn darüber nachdenken würde, dass all das auch von Menschen gelesen wird welche jemandem nahe standen bzw. nahe stehen. Ich möchte weder über mich noch über einen lieben Menschen aus meinem Umfeld derart Widerwärtiges lesen.

Es geht nicht darum Moralapostel zu spielen. Im Glashaus saßen wir alle schon. Es geht auch nicht darum diesen Leuten den Marsch zu blasen. Weil es bei genau denen nicht ankommt.

Erschreckend, mit welcher Härte/Dummheit solche Meldungen kommentiert werden. Da macht es keinen Unterschied ob es einen VIP betrifft und jemanden aus der Nachbarschaft.

Das ist ein Phänomen, welches die sozialen Netzwerke an bitterem Beigeschmack haben.

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