Ich darf nicht krank werden – ich muss zur Arbeit!

Wie viele von uns hatten schon diese Gedanken, wenn wir uns unwohl fühlten. Krank sein ist nie ein Geschenk, davon ab. Aber bei vielen von uns tritt der Gedanke an den Job recht schnell in den Vordergrund. Wir sehen uns oft erst als Angestellte/Arbeiter, und erst später als Mensch, welcher gerade unter einer leichten oder auch schwerwiegenderen Krankheit leidet.

Weil das Arbeitspensum gerade hoch ist, weil man vielleicht gerade erst einen neuen Job begonnen hat, weil man schon oft krank war in der letzten Zeit, weil man sich Gedanken darüber macht, was Kolleginnen/Kollegen/Vorgesetzte denken.

Klopapier und Nahrungsmittel

Ich stehe fast 30 Jahre im Berufsleben und fühle mich, zum Unwohlsein wegen einer Erkrankung noch hinzukommend, total schlecht wenn der „gelbe Schein“ in die Handtasche geht. Und wenn ich zum Hörer greifen muss um im Betrieb Bescheid zu sagen. Wie oft habe ich schon gefeilscht mit Ärzten, nicht eine ganze Woche auszufallen sondern nur zwei oder drei Tage.

Wenn ich dann krankgeschrieben bin, traue ich mich oft nicht vor die Tür. Aus Angst man wird beim Einkaufen gesehen, vielleicht noch recht frisch aussehend, und das führt zu der Frage ob man wirklich krank ist. Wobei man auch während einer Erkrankung weiterhin isst, trinkt, Klopapier braucht oder Deo. Wenn man nicht bettlägerig ist oder im Krankenhaus liegt, muss man sich eben auch um diese Dinge kümmern.

Die Wohlfühlfaktoren

Ich würde es auch während einer Krankheit nicht wagen, bei halbwegs voranschreitender Genesung, einen Kaffee zu trinken in der Öffentlichkeit. Obwohl man das dürfte. Solche Faktoren, die „Wohlfühlfaktoren“, helfen uns nicht selten schneller wieder auf die Beine zu kommen. Gerade wenn es um Dinge geht wie depressive Episoden, burn out etc. Da gab es in der Vergangenheit auch in der Öffentlichkeit schon oft Diskussionen, was man während der Zeit der Erkrankung „darf oder nicht darf“ laut Gesetz.

Bei mir selbst fällt mir immer wieder auf, dass ich bei der Meldung wegen Krankheit auszufallen, Kollegen oder Vorgesetzten genau schildere wie ich mich fühle und dass es mir echt schlecht geht, wie hoch meine Temperatur war, wie oft ich mich übergeben habe, welche Schmerzskala-Wert meine Schmerzen gerade erreichen würden. Was ich nicht müsste, es geht niemanden an warum ich ausfalle. Man rechtfertigt sich, möchte untermauern, dass Arbeiten wirklich nicht geht. Dass schon alleine der Weg zur Arbeit und zurück nicht möglich wäre. Dass man andere anstecken könnte, wenn man einen grippalen Infekt hat oder einen Magen-Darm-Virus z. B.

Jaulende Kollegen

Das hasse ich allerdings auch: Wenn sich Kolleginnen/Kollegen penetrant krank zur Arbeit schleppen mit einer Erkrankung, welche ansteckend ist. Wenn sich dann wieder andere infizieren und ausfallen. Wenn gerade Leute, welche im medizinischen Bereich arbeiten, mit eh schon kranken/angeschlagenen Menschen,  in Kauf nehmen auch diese anzustecken und somit deren Zustand verschlechtern.

Oder wenn jemand von den Kollegen neben mir stundenlang jault. Oder tagelang. Dann lieber zu Hause bleiben und auskurieren.

Krank ist krank

Krank ist krank. Wenn ein Arzt uns aus dem Verkehr zieht damit wir wieder gesund werden und uns regenerieren können, dann ist das so. Dann hat der berühmte gelbe Schein seine Daseinsberechtigung. Wenn wir in Rente gehen, bekommen wir sicherlich keinen Euro mehr für Arbeitstage, an denen es uns hundsmiserabel ging und wir im Betrieb erschienen. Es bekommt auch keiner einen Strauß Blumen wegen toller Arbeit trotz fiebriger Bronchitis. Oder einen Verzehr-Gutschein wegen Erscheinen am Arbeitsplatz trotz Magenschleimhautentzündung.

Die Pfeife von „Madame“

Dass es hin und wieder Menschen gibt, welche komischerweise oft montags total krank werden, nach einem phänomenalen Wochenende, wird immer so sein. Nicht gerade prickeln. Das mag ich auch nicht sonderlich. Am besten sind die, welche mit den Umständen am Arbeitsplatz gerade nicht einverstanden sind und den Krankheitsausfall ankündigen. So ein Exemplar kannte ich mal: Tanzte nicht alles nach der Pfeife von Madame, drohte sie mit Krankschreibung. Und die kam dann auch. Nicht eine Woche oder zwei, sondern drei oder vier. Da bekomme auch ich eine Krawatte. Allerdings keine anatomische Halskrawatte. ^^

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