Ich habe weder jemals die Bücher gelesen, noch im Kino die Filme geschaut. Weil mich die Thematik nicht sonderlich gejuckt hat. Ich bin davon ausgegangen, dass vordergründig nur SM zum Mittelpunkt zelebriert wird. Keine großartige Handlung, nur Peitschen und Handschellen und Augenbinden. Geh mir fort!
Mir wurde gesagt, dass ich unbedingt die Bücher lesen soll. Diese sollen einfach das Kopfkino besser anstellen. Die Phantasie wird quasi beflügelt. Ich habe es nicht getan, also war mein Interesse auch nicht sonderlich groß. Als Dauersingle muss man sich das auch nicht unbedingt an tun, ist ja keiner da mit dem man vielleicht dieses oder jenes mal antesten könnte wenn es denn gefällt. Wenn! Liegst Du wieder plärrend in der Flanell-Bettwäsche, weil die linke Bettseite seit ewigen Zeiten kalt ist. Super Gedanke, echt suuuuuuuuper 😉
Am Sonntag dann die Free TV-Premiere, da bietet es sich dann an doch mal ein Auge darauf zu werfen. So lag Muttern im Bademantel auf dem Sofa, und während die beiden am Gange sind, kommt das erwachsene Kind ins Wohnzimmer: Die Gedanken konnte ich gleich lesen:
„Jetzt zieht sich die Alte schon Pornos rein!“
Ein schnelles: „Ich schaue nur Fifty Shade of Grey.“
Kam von ihm: „Nicht mal aussprechen kann sie es! Das heißt Shades, nicht Shade.“
Peinliche Momente einer Mutter-Kind-Beziehung.
Zum Film:
Ich für mich kann nur sagen: Wow!
Zu den Schauspielern: Christian Grey, gespielt von Jamie Dornan, war optisch schon ein Eyecatcher. Bildhübsch, toller Body, tolle Aura. Wir vom Dorf würden sagen: „Was ein Schnullipops!“
Anastasia Steele, gespielt von Dakota Johnson, war nicht weniger brillant. Ich musste diese Frau ständig anschauen, mordsmäßige Ausstrahlung und sauhübsch. Wäre sie meine Nachbarin, ich würde sie hassen für ihr zauberhaftes Gesicht. Für ihren Körper. Und für die Art, wie sie sich auf die Unterlippe beißen kann, und dabei noch wahnsinnig scharf aussieht. Zudem hat sie einige Szenen dermaßen gut gespielt, dass ich das Gefühl hatte selber im „Spielzimmer“ zu sein.
Jetzt war die Ausstrahlung gestern Abend die softe Version, wegen Altersfreigabe ab 12 Jahren. Habe ich anscheinend nicht die ganze Palette geboten bekommen. Was ich aber ehrlich gesagt nicht schlimm fand.
Zur Story: Da wurde eine Thematik getroffen, die heutzutage nicht selten ist. „Keine Liebe bitte. Ich bin das nicht. Ich brauche das nicht. Ich will das nicht.“ Sicherlich haben diesen Satz schon viele Frauen gehört, gerade die etwas älteren. Schon gut, schon gut, Männer bestimmt auch. Das scheint ja kein geschlechterspezifisches Problem zu sein.
Was Anastasia dachte, konnte ich während des Films mehr als gut nachvollziehen. Warum ist Christian so ist wie er ist? Wie kam es dazu? Welche Erlebnisse haben ihm zu diesem Mann gemacht? Gibt es überhaupt eine Begründung dafür? Ein früheres Trauma? Was muss mit einem Menschen passiert sein, dass er nicht geliebt werden möchte? Der Abstand von Gefühlen nehmen will oder muss? Der dominant ist, nur mit devotem umgehen kann? Und der sich anscheinend nur spürt auf der Ebene des SM.
Ich hatte viele Bilder und Namen vor Augen von Menschen, die ähnliche Überschriften fanden beim kennenlernen. „Es wird sich nicht verliebt“, diese Aussage einer früheren Bekanntschaft werde ich nie vergessen.
Verknallt sein, verliebt sein, sich aber an Regeln halten müssen, jemanden nicht anfassen dürfen wenn man den Drang hat: Furchtbar. Und zu wissen, dass das Spielzimmer und alles was darin passiert, die Grundlage sein wird in Zukunft. Mit Vertrag, das kam noch erschwerend hinzu in diesem Film.
Für mich stand nicht der Fetisch im Vordergrund bei Fifty Shades of Grey, sondern das drumherum.
Schönste Szene war die, als Anastasia und Christian im Helikopter flogen. Mit der total geilen Musik von Ellie Goulding (Love me like you do) im Hintergrund. Gänsehautfeeling.
Es hatte etwas von Aschenbrödel: Arme Studentin darf den Duft des Reichtums riechen und auskosten. Glücksgriff sollte man meinen. Betonung liegt auf „sollte“.
Ich bin schon jetzt auf die weiteren Teile gespannt, und werde wieder mitfühlen können wie es sich anfühlen muss, wenn Mr. Right dort steht, aber die Ebenen der Grundlagen verschiedene sind. Weil er etwas mit sich herum trägt, was alle Träume zerstört.
Etwas peinlich berührt war ich dann stellenweise von der Reportage hinter her. Jeder soll das tun und ausleben, was sein Ding ist. Aber vor laufender Kamera so intim in dieses Reich eintauchen zu wollen, wäre mir zu riskant. Ich meine nicht die Paare, die sich das Studio angeschaut haben.
Ich dachte mittendrin so: „Die müssen wieder Einkaufen gehen. Und wir alle haben gesehen, wie die beiden das ausprobierten. Hui! Ich hätte Angst, man wirft mir nach der Ausstrahlung im Discounter meines Vertrauens Boskoop-Äpfel an den Kopf mit der Aussage: „Du stehst doch auf Schmerz!“