Was ein grausames Requileg aus meiner Kindheit.
Bei uns gab es immer Diskussionen, wenn jemand das Essen auf seinem Teller nicht schaffte. Und das waren lange Diskussionen, teilweise richtig lange Diskussionen und Gemecker. Irgendwann hatte das zur Folge, dass sich mein Magen schon zuschnürte, wenn ich das Essen nur sah. Ob das zu Hause war oder im Restaurant. Mir fiel es auch lange Zeit schwer, in Gegenwart anderer Leute zu essen. Aus Angst, da könnte jemand am Tisch lautstark eine Diskussion beginnen, weil ich noch Reste auf dem Teller habe. Ich bekam in solchen Momenten nichts runter. Gekrönt wurde dieses leidige Thema gerne mit Thesen wie “andere Menschen haben kein Essen”. Ich fühlte mich dann hundsmiserabel. Wegen diesen Erlebnissen gehe ich noch heute nur mit Menschen essen die ich gut kenne, und von denen ich weiß, dass sie es vielleicht zur Kenntnis nehmen, aber kein Wort darüber verlieren (heutzutage passiert das allerdings nicht mehr, ganz im Gegenteil). Essen war lange Zeit kein Genuß für mich, sondern nur Nahrungsaufnahme, negativ gespickt.
Das schlimmste wäre für mich so eine “Ess auf-Situation” mit einem mir noch recht fremden Menschen (ein Date z. B.). Niemals würde es dazu kommen, Begebenheiten dieser Art cancele ich noch heute.
Ich bin froh, dass sich dieser Zwang seine Portion aufessen zu müssen, mittlerweile entspannt hat. Auch ich mag es nicht, wenn sich jemand den Teller so vollballert, dass es links und rechts schon daneben fällt. Beim Bufett z. B. Aber die Hälfte bleibt auf dem Teller. Und 30 Minuten später kann ich dasselbe Schauspiel wieder beobachten. Ein Sache die gerne stattfindet, wenn man sein Essen nicht bezahlen muss, auf Feiern z. B.
Meinem Sohn habe ich das immer erspart. Ich bitte ihn eben nur, sich den Teller nicht derart vollzurammeln. Oft ist das Auge größer wie der Appetit. Gerne kann er sich 2x oder 3x oder auch 4x etwas nehmen. Als er noch klein war und auch bei ihm genasselt wurde wenn etwas auf dem Teller blieb, habe ich mich immer sofort eingeschaltet und erklärt, dass es okay ist wenn er satt ist bzw. nichts mehr mag.
Ich denke die Generation meiner Eltern, Onkel und Tanten oder auch Großeltern hat uns dazu nicht gezwungen, um uns zu quälen. Nein, sie haben erlebt was es heißt, Hunger zu haben. Und haben es daraufhin leider so vehement durchgezogen.
Heute Abend werde ich mit einer sehr guten und langjährigen Freundin essen gehen. Zum Bufett, beim unserem Chinesen. Und wir werden völlig entspannt Teller für Teller mit Genuß verspeisen. Keiner schaut auf die Portion des anderen, keiner meckert. Mittlerweile kann ich essen gehen bzw. essen an sich wirklich genießen, und das ist gut so.
Im übrigen fand ich den Spruch “es wird gegessen, was auf den Tisch kommt” auch total bescheuert.
Euch jedenfalls guten Appetit und ein schönes Wochenende. ^^
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Urlaub, oder wie ich es auch nenne: Ausschlafen extrem.
Was freue ich mich immer, wenn ich am letzten Arbeitstag im Auto sitze und Richtung Heimat düse. 2 Wochen schlafen, bis ich ohne Wecker wach werde. 2 Wochen abends Filme schauen können, die ich sonst aufgrund der Uhrzeit nicht mehr anschauen kann (die besten Dokumentationen und Filme kommen komischerweise immer zu späterer Stunde). Verreisen ist hier momentan aufgrund eines noch recht schmalen Geldbeutels nicht drin, ich denke im nächsten Jahr gehts dann steil. Der Gardasee steht neuerdings auf der Liste meiner Wunschreiseziele.
Ich nehme mir im Urlaub immer unendlich viel vor, viel zu viel. Generalüberholung der Bude, das Auto innen und außen mal korrekt in Schuss bringen, kleine Tagesausflüge in die Umgebung, Bummeln und einen Kaffee trinken in der Stadt, Spazierengehen, mit der Freundin auf einen Smalltalk treffen. Ich könnte noch zig Dinge nennen. Wenn der Urlaub dann vorbei ist, muss ich mit gesenktem Haupt zur Kenntnis nehmen, dass ich nur einen Bruchteil davon umgesetzt habe. Weil ich im Chill-Modus war. Extrem-Chillen könnte man es auch nennen. Mich kann man 3 Stunden auf ein Sofa setzen, und ich kann 3 Stunden gedankenverloren da sitzen bleiben. Wahrscheinlich meine Art der Erholung, sonst würde ich es ja nicht machen. Und da passiert es mir oft, dass mir die Augen zufallen. Das hat zur Folge, dass ich abends erst total spät ins Bett gehe weil ich nicht müde werde, und am nächsten Tag viel zu lange schlafe. Das bedeutet, dass ich Vorhaben die ich geplant hatte, auf den nächsten Tag verschieben muss. So geht das jetzt hier 2 Wochen lang. Ich bin allerdings schon seit 2 Stunden wach heute, und das ohne Wecker. Weiß der Himmel was mein Biorhythmus mir damit sagen will. Ich gehe davon aus, er hat mein Auto gesehen und sich gedacht es ist besser mich mal wach werden zu lassen um die Karre zu putzen. Ich bin gespannt ob der Wagen heute Abend glänzt wie Affenarsch.
Mittwochabend hab ich aber einen Termin, nämlich Walken mit der Carmen. Wir haben uns gestern spontan in einer lokalen Gruppe hier bei fb verabredet. Ich muss mir erstmal Turnschuhe/Laufschuhe kaufen, und eine Sporthose. Ich hab sowas gar nicht, eigentlich auch peinlich. So werde ich dann heute oder morgen die Innenstadt aufsuchen müssen, ich kann ja nicht in Ballerinas und mit Jeans-Röhre walken. Könnte ich schon, sieht aber dämlich aus. Ich bin eh gespannt wie ich als untrainierte Raucherin so abschneide. Ich werde schon hecheln wenn ich nur die Schuhe gebunden habe.
69 Millionen waren im Jackpot: Er wurde nicht geknackt
Gestern gings um 69 Mille beim Eurojackpot … Hammer!
Für mich unvorstellbar eine solche Summe auf meinem Konto zu haben, für meinen Bankberater sicherlich auch. Der würde durchdrehen vor Glückseligkeit, dass ich wildes Frauenzimmer auf der sicheren Seite meiner wüsten Finanzlage angekommen bin. Da lasse ich mich auch nicht lumpen, ich würde ihm einen 5-er schenken, so spendabel bin ich dann doch.
Wenn die Jackpötte (heißt das so?) so hoch sind, spiele ich auch mit. “Wer nicht wagt, der nicht gewinnt”, mein Motto. Auch wenn die Chance dermaßen unrealistisch ist. Aber ab und tippt jemand die richtigen Zahlen, warum dann nicht ich? Abgesehen davon, dass 69 Millionen schon beinahe zuviel sind, freue ich mich immer wieder, wenn ich kleine Gewinne einhamstern kann. Letztens waren es 17,10 Euro! Junge, da hab ich es beim Einkaufen aber krachen lassen, das glaubt mal.
Ich wäre mit 500 Euro zufrieden, mit 10000 Euro und so weiter. Ein klein wenig Geld so unverhofft kann sicherlich jeder gebrauchen.
Die Auswahl der Zahlen zelebriere ich wie folgt:
Reihe 1 die Daten meiner Zwillingsschwester und mir
Reihe 2 die Daten meines Sohnes
Reihe 3 die Daten meiner Mutter
Reihe 4 blind angekreuzt.
An Tagen wie heute spiele ich dann noch einen zusätzlichen Schein. Und da recherchiere ich dann: Welche Zahlen kommen oft vor, welche nicht so oft? Das Ausfüllen des 2. Scheines heute war schon mit ein wenig Aufwand verbunden.
Die nette Dame eben in der Annahmestelle in meiner Haus- und Hoftankstelle trieb noch Konversation mit mir. Sie sagte mir was sie mit dem Geld täte, ich sagte ihr meine Pläne. Zwischendurch ließ ich mir noch schnell ein Marzipan-Croissant in die Tüte packen, Recherche nach Gewinnzahlen macht hungrig. Wir sprachen darüber wieviele Freunde und Verwandte man vielleicht hinterher hat, dass sicherlich viele vor Neid aber auch nicht mehr zum Freundeskreis gehören möchten usw.
Ich stellte mir vor ich hätte das Ding gesprengt, spazierte in die Tankstelle zu meiner Konversationspartnerin, zeige den Schein und hätte darim gebeten, die 69 Mille bitte in 5 Euro-Scheinen zu bekommen, wegen der Verteilung an meinen Bankberater und so. Ihr würde ich natürlich ein Marzipan-Croissant spendieren, wenn sie nett lächelt vielleicht noch einen Kaffee oder einen Cola. Spaß beiseite, man bekommt nur Gewinne bis 500 Euro ausgezahlt, der Rest geht aufs Konto. Ich hab mich schon schlaugemacht. Stellt Euch mal vor die schieben einem einen Jutebeutel mit der Kohle über den Tresen und alle bekommen es mit: Da verläßt man sicherlich die Tankstelle nicht unverletzt, oder verheiratet, oder auf einem roten Teppich mit Flutlicht.
Eine kleine, feine Schwärmerei ist doch was Schönes.
Für jemanden schwärmen, von dem vielleicht niemand etwas weiß: Das Salz in der Suppe so ab und an.
Ich verwette meine Hintern drauf, ein Großteil der mitlesenden Leute lächelt vielleicht gerade, und denkt an jemanden, stimmts? Auch ihr “vergebenen” Menschen 😉
Einen Schwarm hat jeder von uns mindestens 1x im Leben. Die Anzahl der “Schwarm-Phantome” kann variieren. Man kann mit 16 Jahren einen Schwarm haben und bestimmt auch mit 85 Jahren noch.
Ein Schwarm sorgt dafür, dass wir beim Einkaufen weiche Knie bekommen wenn wir ihr/ihm begegnen.
Das Erscheinen von ihr/ihm auf einer saulangweiligen Party hebt unsere Stimmung ungemein.
Ein Schwarm ist allerdings auch oft unerreichbar. Ich definiere es zumindest so.
Es gibt Männer für die ich schwärme, die sind liiert, verheiratet, wohnen total weit weg oder würden mir nie über den Weg laufen, weil sie z. B. zu den Stars und Sternchen dieses Landes gehören. Ich möchte die nicht heiraten oder sonstiges in der Richtung, ich möchte eigentlich diese Distanz beibehalten. Weil genau das den Kitzel ausmacht. Ich würde diesen Männern auch nicht sagen, dass ich für sie schwärme. Dann wäre der Zauber weg.
Genauso gibt es den ein oder anderen Schwarm von mir bei dem ich weiß, dass wir nie zusammen passen würden. Jemand, der total anders ist, komplett anders lebt, seine Prioritäten anders gelagert hat als meine. Und gerade das finde ich stellenweise so spannend.
Man kann allerdings auch für jemanden schwärmen den man sehr gut kennt, der uns sehr nahesteht, der vielleicht schon Teil unseres Lebens gewesen ist oder noch ist. Als Kumpel, Arbeitskollege, Ex-Partner usw.
Ein Schwarm animiert unsere Phantasie, da kommt man ins Träumen. Ich genieße das ungemein, auch mit 46 Jahren noch. Und vielleicht erlebe auch ich noch(mal), dass ein Schwarm durchaus Realität in meinem Leben werden kann. Wer weiß. ^^
“Hätte ich das geahnt, ich hätte mich noch schnell gekämmt!”
Ihr kennt das sicherlich alle: Man will nur schnell Brötchen holen oder noch kurz den Tiger in den Tank packen, man sieht noch oder schon wieder aus wie dem Schleudergang entsprungen. Egal jetzt, man trifft um diese Uhrzeit noch keinen oder keinen mehr. Noch keine Lust sich zurecht zu machen oder sich nochmal zurecht zu machen. Noch müde oder schon wieder müde.
Und so tritt man vor die Tür, wie man eigentlich nicht vor die Tür treten möchte. Wirres Haupthaar, Augenringe, unabgedeckte Pickel und Flecken auf der Hose. Ein Shirt an mit 2 Löchern und am Fuß zwei verschiedene Socken. Man will nur ja nur “schnell” noch was erledigen. Und genau dann, aber haargenau dann, läuft man Menschen über den Weg, von denen man nie wollte, dass sie einen so sehen!
Ich wünsche mir dann immer einen Loch, welches mich kurz verschwinden lässt.
Ich bilde mir immer ein wenn ich normal aussehe, treffe ich keine Sau irgendwo. Will ich nur mal kurz in Jogginghose mit Gartenschlappen und müden Augen plus geschwollener Lider Kippen holen, laufen mir alle über den Weg. Ich kann die Gedanken ja dann lesen:
“Oh Gott, wie sieht die denn aus?”
“Alter, diese Schuhe.”
“Die ist doch krank, das sieht man an der ungesunden Gesichtsfarbe.”
Man kann ja leider nicht immer aus dieser peinlichen Situation flüchten. Und je mehr man sich aufregt, desto mehr merken es die anderen und scannen einen dreifach ab.
Eine Begegnung werde ich nie vergessen, ist schon Jahre her.
Mein Melder ging total früh am Morgen, ich war noch nicht lange wach. Da ist keine Zeit für Abdeckstift, Bürste und Co., da musst Du schnell raus. Ich war nicht gekämmt, hatte nur schnell meinen Mund ausgespült, kein Deo, kein Make up, kein Duftwasser. Ich war an der Basis quasi, wie im Dschungelcamp. Ich stehe im Rettungswagen einige Zeit später, da stieg ein total gutaussehender, sympathischer, ziemlich hübscher Arzt hinzu. Und ich stand da ungekämmt und hatte nicht mal die Zähne so geputzt, wie ich sie sonst putze. Mir war das sooooooo peinlich! Ich versuchte noch mich wegzudrehen, im Grunde versuchte ich mich wegzubeamen. Natürlich stand in dem Moment die Patientin im Vordergrund, die gerade unsere Hilfe brauchte. Aber ich schäme mich noch heute vor diesem Arzt wenn ich ihn sehe. Der muss sich gefragt haben, aus welchem Stall ich wohl gerade kam. Wenn ihr wüsstet wie ich aussehe, wenn ich dem Federbett entspringe. Das ist unglaublich. Ich hab manchmal selber Probleme mich zu erkennen.
Ihr kennt das auch? ^^
„Christiane, los, komm tanzen.“
Wir hatten gestern Sommerfest für die Mitarbeiter unserer Klinik. Und unsere Sommerfeste wie auch die Weihnachtsfeiern sind legendär. Weil man keine Kosten und Mühen scheut, uns einen schönen Abend zu bereiten. Essen und Trinken in Hülle und Fülle, so dass kein Wunsch offen bleibt. Ich finde es nicht selbstverständlich, bzw. ist es auch nicht selbstverständlich.
Wir haben immer gut ausgesuchte Location, tolle Deko, liebevoll gestaltete Speise-/Getränkekarten, ab und an sogar Verlosungen und sogar einen DJ.
Wir hier aus meiner Ecke versuchen immer Fahrgemeinschaften zu bilden. Damit man halt auch mal ein Bier oder Wein trinken kann. Klappte gestern hervorragend. Wir waren zu dritt, mein Schwager fuhr uns hin, einer der Ärzte nahm uns mit zurück.
Ich finde es immer unglaublich spannend zu sehen, wie Kolleginnen/Kollegen aussehen, wenn sie in zivil unterwegs sind. Damit meine ich diejenigen, die Arbeitskleidung tragen und auch die Frauen, die ihre Haare zum Zopf binden oder hochstecken im Dienst. Bei einigen musste ich gestern 2x hinschauen um sie zu erkennen.
Wie gestern auch, kommt man mit Menschen ins Gespräch, die man sonst nur sieht oder kurz grüßt, aber ansonsten nichts miteinander zu tun hat so abteilungstechnisch. An diesen Abenden bietet sich immer die Möglichkeit dazu. Ich saß am Tisch mit den Schwestern der orthopädischen Station, und eine andere Kollegin aus einer anderen Abteilung gesellte sich zu uns. Da habe ich erst bemerkt, wie lustig sie ist. Überhaupt kommt irgendwann der Punkt, da vermischen sich die Abteilungen. Der setzt sich zu ihr oder sie sich zu ihm oder sie sich zu ihr oder er sich zum ihm. Zum Schluss saß ich bei der Altenpflege am Tisch. Da gings steil.
Und ganz wichtig: Feiern können wir! Die Bedienung musste laufen, Feierlaune und Durst waren groß.
Die aus der Pflege, die einen wirklich harten Job machen sind immer die, die richtig Stimmung aufkommen lassen. Es wird getanzt und getanzt und getanzt. Als ich das gestern wieder beobachtete, einige tanzten sogar auf einer Mauer und waren sowas von gutgelaunt, dachte ich mir so:
“Ihr habt es Euch echt verdient.”
Zum Schluss tanzte einer unserer Stationsärzte mit einer Dame der Therapieplanung, ein Altenpfleger mit der Schwester von der neurologischen Station, und dazwischen tanzte die Ergotherapie. Richtig klasse.
Ein junger Kollege aus dem Seniorenbereich, also ein Altenpfleger, nannte mich mal bei einer Weihnachtsfeier “Christiane”.
Immer wenn er mir über den Weg lief sagte er:
“Christiane, Du bist ja auch bei Facebook.”
“Ja, ich bin da auch, aber ich heiße Steffi.”
Wie oft er mich so nannte weiß ich nicht, ich diskutierte auch nicht weiter, sondern war den Abend eben die Christiane. Es gibt schlimmeres. Dafür nenne ich ihm seit diesem Abend “Horst-Herbert”.
Gestern kam er an unseren Tisch und es ging wieder los:
“Christiane, los, komm tanzen.”
“Warte, Horst-Herbert, ich komme gleich nach.”
Christiane wollte aber gestern nicht tanzen, mir machte es viel mehr Spaß die Kolleginnen/Kollegen zu beobachten, die einen Heidenspaß hatten, und sicherlich noch gefeiert haben, als ich schon wieder in meiner Küche saß.
Es sei ihnen gegönnt. ^^
(An dieser Stelle Danke an Kathrin B., unsere Hausdame, die mal wieder ganze Arbeit geleistet hat mit den Vorbereitungen für die legendären Feste unserer Rehaklinik).
#Carolinum #Dr.EbelFachklinik #Rehaklinik #Bad Karlshafen
Zufußgehen ist eigentlich auch mal schön.
Gestern Abend klingelte mein Telefon, meine Nachbarin/Freundin war dran.
Sie so: “Hier, Steffi, wir gehen zum Public Viewing mit ein paar Leuten. Kommste mit?”
Ich so: “Ich muss noch Einkaufen, vielleicht komme ich nach.”
Sie so: “Machst Du doch eh nicht, wie immer!”
Ich so: “Hey, so nicht. Ich komme später nach.”
Das ließ ich nicht auf mir sitzen.
So wackelte ich kurz vor 21 Uhr los. Himmel, war das eine Strecke. Ich habe gepumpt wie ein Maikäfer. Und zur Kenntnis genommen, welche Geschäfte hier in dieser zauberhaften Kleinstadt neu eröffnet wurden. Ja, man sollte öfter mal auf das Auto verzichten und laufen, sieht man mehr.
Wisst ihr was total ätzend ist? Wenn man einen Raum voller Menschen betritt, abgedunkelt, und seine Leute nicht sieht. Und wenn man dann auch noch im Bild steht. Rufe von hinten:
“Ey, weg da!”
Da riefen mich aber meine Nachbarn schon. Wir saßen in der Mitte, und ich bin groß. Da ich nicht riskieren wollte, dass man mich von hinten mit Pommes bewirft weil ich im Weg bin, saß ich knapp 40 Minuten nach vorne gebeugt. Wie behämmert das auf andere gewirkt haben muss. Mein Überlegung: Nach der Halbzeit raus und durch die großen Fenster weiterschauen. Da kannste auch paffen, da steht die Theke, da gibt es Bratwurst. Es war mein Abend.
Jetzt bin ich ja nicht soooooooo der Fußball-Fan. Um mich rum immer Kommentare wie “Schiri, das war Abseits” oder “Nee, jetzt lasst den nicht den 11er schießen” oder “das hat er letztens schon verkackt.” Und ich mittendrin, immer zustimmend genickt.
Eigentlich habe ich zu 70% gequatscht in den 2. Halbzeit, zu 20% zugeschaut, und 10% auf der sanitären Anlage verbracht. 1x Bier, immer pullern, ihr kennt das ja. Ich war fast immer zeitgleich mit einem jungen Mann auf der Toilette.
Ich zu ihm: “Wir pullern synchron.”
Er zu mir: “Man könnte meinen, ich bin eine Frau.”
Ich zu ihm: “Oder ich ein Mann.”
Wir waren eine recht große Truppe, an Getränken mangelte es uns nicht.
Ich bekam dann gestern erst mit, dass andere Nachbarn noch ein Baby bekommen haben.
Ich sah gestern Cheryl, die bei “The voice” dabei war.
Und seit gestern weiß ich auch, dass sich manche vor Spielbeginn schon so einen aufhelfen, dass sie den Schlußpfiff nicht mehr erleben.
Der Rückweg war total easy, meine Nachbarn und ich eierten mit Taschenlampen ausgerüstet durch die Strassen Uslars. Nach Mitternacht gehen hier die Laternen aus müsst ihr wissen. Unsere Laternen waren etwas an, das kam von den vielen Runden.
Und ich bin nachtblind. Ohne die Taschenlampen der beiden hätte ich 5x mehr Zeit nach Hause gebraucht, und wäre tastend durch die Dunkelheit gestolpert. Dass wirkt auf andere, als wäre ich voll wie ein Melkeimer. Oder komplett blind mit Hang zu lateinamerikanischen Tänzen. Aber ich liebe solche Abende wenn man in einer Kleinstadt lebt. Jeder kennt jeden, man ist auf dem neusten Stand was die privaten Angelegenheiten betrifft. Und man lernt hier noch andere Menschen vor dem Klo kennen. Nicht gerade romantisch, aber effektiv. So muss das, dabei ist alles. ^^
… und so schob ich meinen alten Bürostuhl erstmal unter den Tisch …
Heute war mein letzter Tag in meinem Büro, im Schreibbüro, Zimmer 2229. Keine Sorge, ich bin nicht arbeitslos, und habe mich beruflich auch nicht komplett umorientiert. Ich habe eine Vollzeitstelle angeboten bekommen und auch angenommen, nach langem überlegen und abwägen, ausdiskutieren und Ratschlägen einholen. Natürlich bleibe ich meiner Lieblings-Rehaklinik treu, ich gehe “nur” in eine andere Abteilung.
Ich bin der totale Sicherheitsmensch, frei nach dem Motto:
Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Bloß nichts wagen, sei zufrieden mit dem was Du hast und setz es nicht aufs Spiel.
Ich habe meinen Job recht gerne gemacht (auch wenn ich manchmal geflucht habe), ich kannte meine Kollegin aus dem Effeff, ich liebte den Ausblick aus unserem Bürofenster.
Ab morgen ist damit erstmal Schluß. Nicht ganz, ich werde für den Schreibdienst auch weiterhin tätig sein, aber mein Schwerpunkt wird ein anderer. Das heißt für mich, viele Dinge neu lernen, mich auf andere Kollegen einstellen müssen, meine 4 Wände, also mein Büro, eintauschen, mich an einen längeren Arbeitstag gewöhnen. Natürlich hat mich dieses Angebot geehrt, natürlich bin ich gespannt auf das neue Aufgabenfeld, natürlich freue ich mich über mehr Geld, und natürlich werde ich bald sagen:
“Das war eine gute Entscheidung. Alles richtig gemacht.”
Nur vor dem Weg dahin graut mir. Ich habe an mich sehr hohe Ansprüche, möchte lieber gestern als heute alles können und beherrschen und meine Arbeit gut machen, besser als gut. Ich möchte das man mit mit mir zufrieden ist, möchte das Team bestmöglich ergänzen. Genau an diesen Punkten verrenne ich mich. Anstatt mir selber Zeit zu geben und Ruhe, setze ich mich unter Druck. Ich habe Bauchweh, die letzten Nächte waren kurz und die Gedanken total wirr. Wie oft sagte ich mir:
“Steffi, bleib ruhig. Du kennst Deine Kollegen, Du kennst den Ablauf im Großen und Ganzen, keiner erwartet von Dir Wunder.” Im Kopf kommst es aber irgendwie nicht an.
Anstatt mich auf eine andere Herausforderung zu freuen, die mir sicherlich Spaß machen wird und die abwechslungsreichen ist wie der vorherige, sind da viele Zweifel und Ängste. Was passiert, wenn ich es nicht schaffe? Was passiert, wenn ich dann arbeitslos werde? Gedanken über Gedanken über Gedanken. Dieser Druck, alleine das Geld zu verdienen und nach Hause zu bringen, wird mir gerade sehr bewußt.
“Ich muss das schaffen, ich darf nicht versagen, davon hängt meine/unsere Existenz ab,” das geht mir dauernd durch den Kopf. Und so schaffe ich mir selber eine negative Grundstimmung. Eigentlich bin ich nicht so, ich kann fast allem etwas positives abgewinnen. Ich weiß, dass man mir Zeit geben wird, dass man sich mir gegenüber genauso verhalten wird wie die letzten 4,5 Jahre. Ich bin mir bewußt darüber, dass ich nicht in eine komplett neue Firma wechsle, keinen führenden Posten übernehme, nicht komplett neue Menschen und komplett neue Aufgaben (kennen)lernen muss.
Als ich heute den Schreibtisch auf- bzw. ausräumte, mit meiner Kollegin die Tür abschloss und das (vorerst) letzte Mal die Treppen von Etage 2 runterging, hatte ich echt Tränchen in den Augen. Auch wenn ich ab und an dort noch tätig bin, ist es trotzdem ein Abschied nach 4,5 Jahren von diesem Platz, von dieser Zeit mit all ihren Geschichten usw. Da werde ich gerne und fast immer melancholisch. Weil wieder eine neue Phase beginnt, ein neuer Abschnitt. Sicherlich lache ich in 6 Monaten, wenn ich diese Kolumne lese. Und sage mir:
“Na Fräulein, wieder mal umsonst verrückt gemacht. Nach 46 Jahren solltest Du Deine Spielchen langsam mal verstanden haben. Denn die Regisseurin bist Du.”
Anmerkung: Ich habe vorgestern und auch heute eine unendlich traurige Botschaft auf dem Profil einer Bekannten gelesen, und mir selber in den Hintern getreten um mir zu sagen:
“Da wartet etwas positives auf Dich, etwas positives! Wie gerne würde diese Frau Deinen Beitrag posten, und ihr Schicksal somit ungeschehen machen können. Also hör auf zu heulen, sei einfach froh und dankbar” …