Wenn eine Hand die andere wäscht – Krisenzeiten in einer Kleinstadt.

(Quelle Bild: Pixabay/Free-Photos)

Ich könnte nachfolgende Zeilen schreiben als Bürgerin von Uslar, aber auch von Göttingen, von Northeim, von Höxter, Holzminden oder noch viel weiter weg. Überall derselbe Inhalt momentan.

Irgendwie brauche ich heute mal ein Ventil, da ist Schreiben für mich die beste Medizin.

„Unterstütze die heimische Wirtschaft“,

neu modern ausgedrückt

„support your local“.

Mit diesem Hashtag wird viel darauf verwiesen jetzt in diesen schwierigen Zeiten die Unternehmen, Geschäfte, gastronomischen Betriebe in der Heimatstadt zu unterstützen.

Hin und wieder, gerade an den Wochenenden, bleibt hier die Küche kalt und wir „futtern uns durch das Uslarer Land“. Die meisten Lokale kennt man noch aus den Zeiten vor Corona. Man erinnert sich an die Besuche, an die Atmosphäre mit den Freunden gemeinsam am Tisch. An Familienfeiern.

Essen gehen ist ja nicht nur Essen gehen. In einem Restaurant oder in einer Kneipe zu sitzen ist so viel mehr. Gut, nun haben wir den Lockdown light (was für ein bescheuertes Wort!), da gehe ich nicht näher drauf ein.

So manche Restaurants, es waren nur wenige, habe ich in den letzten Wochen zum ersten Mal betreten. Oder werde sie vielleicht in den nächsten Wochen das erste Mal betreten. Heute z. B. war das der Fall. Wir sprachen ein paar Worte miteinander, also die Dame welche meine Bestellung fertig machte und meine Person.

Während ich auf unser Essen gewartet hatte, sah ich mir die Gaststube näher an. Natürlich war sie dunkel. Es hingen Bilder an der Wand aus alten Zeiten, ich sah einen Wimpel von einem Stammtisch, beobachtete auch hin und wieder das Treiben in der Küche. Vor meinem geistigen Auge konnte ich mir vorstellen wie dieser Gastraum wirken muss an einem Freitag im normalen Leben. Wenn man auf ein Bier am Wochenende dort auftaucht, den neusten Klatsch und Tratsch erfährt. Wenn diskutiert und gelacht wird. Vielleicht auch gestritten. Wenn man nur gut Essen gehen möchte. Ein paar schöne Stunden verbringen. Oder was auch immer.

So ging es mir in mehreren Restaurants bisher. Letzte Woche erst ging ich beim Essen holen über eine neu gestaltete Terrasse von einem unserer Gastronomen hier in Uslar. Da war das Hygienekonzept nicht zu 100% umgesetzt, sondern zu 200%. Aber man betritt ein dunkles, stilles Restaurant in dem der Chef fast alleine hinter dem Tresen steht. Ich habe dann immer einen Kloß im Hals, ganz ehrlich.

Es ist jetzt wie es ist, da hilft alles jammern nichts. Sorry für den kleinen Gefühlsausbruch, das musste mal raus jetzt und heute und hier.

Jedenfalls finde ich die Aktionen wie die mit den Vereinsgutscheinen richtig klasse, die man beim Einkaufen in einem großen Discounter hier in Uslar erhält und dem Verein seines Vertrauens zukommen lassen kann.

Ebenfalls richtig cool die Sache mit unserem Händler im Industriegebiet, welcher ab einem Einkaufswert in bar ab 50 Euro für unsere Gastronomie Münzen im Wert von 10 Euro zugunsten der lokalen Restaurants vergibt. Wenn eine Hand die andere wäscht.

Schließen wir die Sache hier mal positiv ab: Wenn der Tag kommt an dem wir wieder so dürfen wie wir wollen, dann hoffe ich echt, dass wir die Hütten abreißen auf unseren Dörfern und in unserer Stadt. Dass wir in unseren Restaurants und Kneipen, aber auch bei Festen wieder sabbeln und lästern bis spät in die Nacht, gut Essen, gut Trinken, wegen mir auch auf den Tischen tanzen wenn es so sein soll. Ich wünsche mir echt nichts sehnlicher.

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