Dorfgeflüster.

(Quelle Bild: Steffi Werner)

Erst vorhin wieder habe ich eine Situation erlebt, welche mir meine Sehnsucht nach dem Leben auf einem Dorf verdeutlicht hat.

Ich war zum Blumen gießen auf dem Friedhof, am Grab meiner Eltern. Ich konnte dort jahrelang nicht hingehen, es war für mich so ein fürchterlicher Ort.

Jetzt geht es, oder besser gesagt, ich kann diesem Ort so viel positives abgewinnen. Dort ist es so ruhig, ich treffe selten jemanden weil ich spät am Abend dort hin fahre. Es riecht dort immer so gut, nach Natur irgendwie. Und es sind einfach Erinnerungen, wenn man die Namen auf den Grabsteinen liest und sich im Kopf sofort Anekdoten im Kopf zusammen brauen. Trotz aller Dramatik.

Heute sah ich aus dem Augenwinkel eine Frau, welche ich schon von Kindesbeinen an kenne. Als ich gerade die Gießkanne füllte, kam sie mir entgegen. Ich hatte vorher schon gesehen, dass sie am Grab ihrer Familie arbeitete, und das mit Lockenwicklern im Haar. Da ist mir echt der Herz aufgegangen.

Das ist irgendwie Dorf: Man vereint das eine mit dem anderen, es ist auch wumpe was die anderen denken oder wie man ausschaut. Es muss halt alles geschafft werden. Das sind noch so alte Relikte, welche ich von Tag zu Tag mehr entdecke bzw. echt vermisse.

Als diese Frau auf mich zukam, sprach ich sie an. Wir haben uns bestimmt 10 Jahre nicht mehr gesehen. Sie hat mich aber sofort erkannt, dass

„Stefanie“

war Musik in meinen Ohren. Und dann haben wir gesabbelt, bzw. hat sie mich gefragt wie es mir geht, wo ich jetzt wohne, etc.

Das hatte so etwas heimisches.

40 Jahre habe ich auf diesem Dorf gelebt. Und ich vermisse es heute mehr denn je. Das Blöken der Kühe, das morgendliche Gegacker der Hühner, das Geräusch der Trecker, auch den Geruch von Gülle. Und das Bimmeln der Dorfkapelle, welches uns in Kindertagen immer die Uhr ersetzte. Dieses Gefühl von Heimat, die Gewissheit der Wurzeln, die Erinnerungen an die Kindheit, die Jugend und an so viele wichtige Stationen, die das Leben so geprägt haben. Auch das Gefühl von Zusammenhalt, von Einheit, von Heimat eben.

Fast immer wenn ich auf dem Friedhof war, fahre ich nach Hause durch die Straße, in der ich 40 Jahre lang wohnte. Wo mein Elternhaus steht. Wo auch der Kurze groß wurde. Durch MEIN Dorf.

Und mein Plan ist der, irgendwann wieder in diesem Dorf zu landen. Sollte sich im nächsten Jahr die Möglichkeit ergeben dort eine Wohnung zu finden, dann wäre das ein Traum von mir.

Ich wohne jetzt auch nicht in einer Großstadt und bin nur einen knappen Kilometer von diesem Dorf entfernt. Nur einen knappen Kilometer. Auch weiterhin lasse ich mich dort sehen wann immer es möglich ist. Ich möchte aber irgendwann wieder aufwachen weil die Kühe blöken, die Hühner gackern, es nach Gülle riecht oder die Glocken der Dorfkapelle bimmeln. ^^

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