Von Balkonkästen, Blumenerde, Saatbändern und Kälte.

(Quelle Bild: Steffi Werner)

Eigentlich wollte ich meinen Balkon nicht bepflanzen, weil wir hier windschnittig leben. Hier pfeift es aus jeder Himmelsrichtung. Ich habe nach einem Sturm vor langer Zeit meine Balkonmöbelabdeckplane auf der anderen Seite des Hauses wieder gefunden, und mein“ kleines Schwarzes“ in einem Busch neben dem Haus. Es sollte nur auslüften und schwupps – hing es im Rhododendron unten auf der Wiese.

Aber irgendwie sieht das so nackig aus hier. Und so ganz unwichtig sind Pflanzen/Blumen ja auch nicht für Insekten.

Also bin ich losgegangen und habe mich eingedeckt: Saatbänder Marke „hängende Balkonpflanzen“, Saatgut Marke „Wildblumen-Style“. Aber auch Pflanzen, welche aus der Saat schon lange raus sind. Noch Balkonkästen besorgt und Draht, damit ich die Dinger fixieren kann. Wegen dem Wind eben. Und Blumenerde. Ganz viel Blumenerde.

Es kamen dann noch diverse andere Pflanzen dazu, auch noch diverse andere Balkonkästen und diverse andere Blumenerde. Noch mehr Blumenerde. Der letzte Sack beinhaltete 35 Liter, ich habe nach 50 Stufen gepumpt wie ein Maikäfer hier im Hausflur und hatte dauernd Schiss, dass der Beutel reißt. 35 Liter Blumenerde im Treppenhaus: Ich hätte gefegt wie doof. Diesen Beutel Blumenerde habe ich wie einen Säugling durch das Treppenhaus getragen, vorsichtiger ging nicht. Wie eine Prozession war das.

Nach knapp einer Woche konnte ich sehen, dass sich die Saat hier wohlfühlt. Da kommt jetzt ganz langsam Bewegung in die Blumenkästen. Was hab ich mich gefreut, da entwickelt man leichte Muttergefühle.

Tja, und dann kam die Kälte zurück. Das hätte ich im April einkalkulieren müssen. Habe ich aber nicht. Als ich am Freitag im Büro saß und dicke, fette Schneeflocken vom Himmel fielen, war mein erster Gedanke:

Oh nee, nein, mein Saatgut!“

Also den Kurzen angerufen, der war zum Glück noch zu Hause, und ihn gebeten alte Handtücher über die zwei Kästen zu hängen. Das hat er auch gemacht, nur eben nicht mit alten Handtüchern. Egal. Nur das Beste für die Saat. Nach Feierabend bin ich gleich auf den Balkon und habe die Lage gepeilt. Das sah aber gut aus. Handtücher wieder drüber und gleich auf die Wetter-App geschaut wann meine Saat über den Berg ist. Die Prognose war jetzt nicht so dolle.

Heute morgen schien die Sonne, der erste Gang war auf den Balkon zu meinem Saatgut. Kurz abdecken und checken was so geht. Die Handtücher waren gefroren, ich konnte die quasi runter heben. Und die Saat lächelte mich an.

„Super, Mensch, diese Saat ist eine tolle Saat. Eine windschnittige Saat. Saat, Du bist toll.“

Etwas Wasser dran, die Kästen hatten ja zwei Tage totale Quarantäne.

Und dann kam der Regen. Und es war wieder arschkalt. Und die Kästen bis zum Anschlag voll mit Gießwasser und Regenwasser.

Aber: Es kommen immer mehr grüne Keime aus der Erde gekrabbelt.

Und es soll ja ab morgen wieder wärmer werden mit mehr Sonnenschein.

Der Kauf der Solarlampen ist eine eigene Story wert, ich habe nicht gesehen, dass die Teile bei Einbruch der Dunkelheit blinken wie Disko-Kugeln aus den 80ern. Aber auch schön 😀

Wenn sich meine Wildblumen und hängenden Balkonpflanzen halten, dann besorge ich denen noch andere Kameraden: Hängepflanzen in Blumenampeln. Die kaufe ich aber fix und fertig, dieses Geschleppe von den Säcken steht mir bis oben hin. Echt jetzt. ^^

Share