Uslar: Der Neujahrsempfang 2018 aus der hintersten Reihe betrachtet.

Günter, gibst Du jetzt die nächste Runde oder was?“

Mit einer der ersten Sätze beim Neujahrsempfang der Stadt Uslar und des Stadtjugendrings, Gastgeber war in diesem Jahr Schönhagen, bei dem ich in einer äußerst geselligen Runde schon das erste Mal herzhaft lachen musste.

Ich hatte mich auch in diesem Jahr selber angemeldet, hihi, ich stehe nicht auf der Gästeliste.

Käse, Mettwurst und Kaltgetränke

Ich mag es wenn man 1x im Jahr die Leute trifft, welche sich verdient machen für unsere Stadt. Oder sich einfach nur für ihre Heimat interessieren. Die Menschen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft etc. auf der einen Seite, all die Ortsräte der Dörfer, all die Ehrenamtlichen mit ihren verschiedenen Facetten und Aufgabengebieten auf der anderen Seite. Wenn ein(e) Bürgermeister(in) seinen Bürgerinnen und Bürgern dankt, Käsebrote, Mettwurstschnittchen und Kaltgetränke anbietet für „umme“, dann finde ich das extrem in Ordnung und angemessen. Denn eine Stadt nebst Dörfern lebt von all diesen Leuten.

Bist Du heute als Kommunistin hier?

Nach dem Shakehands mit dem Bürgermeister und seiner liebreizenden Gattin eumelte ich durch die Mehrzweckhalle Schönhagen, dort fand der diesjährige Empfang statt. Schnelles anstecken meines Schildes, sollen doch alle wissen wer ich bin und was ich so mache.

Auf die Frage: „bist Du heute als Kommunistin hier?“, musst ich erst mal eine paffen gehen. Aber gut, Kolumnistin klingt ja ähnlich.

Meine Augen erblickten recht schnell die FFW Schoningen, dort stolperte ich hin und dort blieb ich auch hängen. Da fand auch der Dialog mit „Günter und der Runde“ statt. Runden musste keiner geben, die Runden gab der Veranstalter.

Kurzer Plausch mit dem Ortsbürgermeister von Schlarpe, dem ehemaligen Ortsbürgermeister von Bollensen, kurzes Kennenlernen mit dem ebenfalls ehemaligen Ortsbürgermeister von Schönhagen. Und das von Herzen kommende Drückerchen mit dem witzigsten Feuerwehrmann on earth, dem Olaf Sch. von der Feuerwehr Schoningen.

Meine Augen wanderten immer wieder durch die Halle, also wer dort noch so ist und was die alle an haben, wer nun wer ist und welche Funktion sie oder er bekleidet. Fast alle trugen Schilder am Revers/Kragen/Pulli/Bluse, welche diese Infos preisgaben. Und wie oft nahm ich wahr, dass man mir links auf den Longblazer schaute, um zu wissen wer ich bin. Als ich die wichtigen Männer der Volksbank erblickte, wurde mir mulmig. Hoffentlich klopfen die mir jetzt nicht auf die Schulter mit den Worten:

„Hauen Sie hier mal richtig rein so schnittchen- und getränketechnisch, kost ja nix, woll?“

Ich drehte mich aber immer so, dass sie mein Schild nicht lesen konnten.

Zwischendrin kurzes Nicken, Händeschütteln oder in den Arm nehmen mit denen, die man gut kennt und bei denen man sich freute sie zu sehen.

Viele waren an diesem Tag im Programm involviert

Die Kinder der Grundschule bereicherten das Programm, die Mädchen auf den Einrädern ebenfalls, genau wie der Gospelchor und natürlich die musikalischen Darbietungen. Die spielten auch Coldplay, es war mir eine Freude.

Bei Empfängen gibt es Grußworte, Worte des Dankes, kritische Worte, aber auch erheiternde Worte. Auch in diesem Jahr war alles dabei.

Worte fanden wir während der gesamten Veranstaltung auch, in der Truppe mit der Feuerwehr Schoningen, der Feuerwehr Verliehausen, auch kurz mit dem guten Mann der Stadtwerke und teilweise mit Menschen, die ich nicht kannte und deren Schilder ich nicht lesen konnte, weil Brille nicht dabei.

Ich weiß, ich weiß, es gehört sich nicht während Darbietungen oder Wortbeiträgen zu quatschen. Das geht aber irgendwie nicht. Solche Programmpunkte dauern insgesamt teilweise bis zu 2 Stunden, da steht man nicht kommunikationslos nebeneinander. Gerade dann nicht, wenn man sich lange nicht gesehen hat. Oder Projekte für die Zukunft plant. Wie die Feuerwehr Schoningen und meiner einer wegen des bombastischen Zeltfestes im Juni. Die Schoninger hatten auch gestern dort das Fest beworben mit Flyern, Plakaten und selbstgebastelten kleinen Feuerwerkautos.

Möhre, Schnittlauch, Paprika

Der kleine Hunger stellte sich auch bald ein. Obwohl ich mir eine Pizza rein gepfiffen hatte und viel Tee trank, damit ich gut gestärkt den Tag überstehe, knurrte der Magen. Wir standen hinten, an den Tischen wo die kalten Platten landeten. Und bewegten uns dort auch nicht fort. Eben wegen der kalten Platten. Mir war das so wumpe wer sah wie oft ich zu Schinken-, Käse- und Mettwurstbrot griff. Und ich war noch recht zurückhaltend gestern.

Eine Bekannte fand zu Hause unter ihrem Schuh ein Stück Möhre von der Verzierung. Bei mir hatte sich der Schnittlauch nicht trennen wollen und klammerte sich an meine Tasche. Bei dem witzigen Feuerwehrmann wollte ein Stück Paprika nicht so, wie er wollte.

Man erlebt schon die dollsten Sachen

Als die Geschichten von anderen Neujahrsempfängen auf den Plan kamen, hätte ich mich kringeln können: Ich selber erlebte einen Empfang, bei dem einer „rund war wie ein Buslenker“, „voll wie ein Pinkelpott“, in die Garderobe erbrach. Mit wurde berichtet von einem Empfang, als sich Menschen übriggebliebenen Brote in die Taschen prümmelten.

Eine Stadt lebt halt von all diesen Stories und Begegnungen .

Auf die Inhalte all der Ansprachen kann ich nicht eingehen, das machen die Redakteure unserer Zeitungen viel besser, die haben es drauf. Ich beobachte eher am Rande und zwischenmenschlich.

Man kann nicht alles können. ^^

(Quelle Bilder privat/Olaf Schulze/FFW Schoningen)

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