Weihnachten in Uslar: Ein Abend der etwas anderen Art

Ich als Grinch, schon total abgenervt von all dem Hype im Vorfeld so a là „Frohe Weihnachten“, ich wünsche mir Weltfrieden“, allen Menschen auf dem Globus nur Gesundheit und Glück“, muss dann ein wenig zurück rudern im Bezug auf meine Abneigung gegen Weihnachten.

Aber beginnen wir von vorne: Ich habe mir vorgenommen am Heiligen Abend jemanden zu besuchen, ein Mitglied meiner Familie. Wir wissen ja nicht, mit wem wir die nächsten Weihnachtsfeste noch beisammen sind. Also habe ich Essen eingekauft, eingepackt und machte mich zu Fuß auf den Weg.

Ich wollte den Tisch decken und hoffte, die Menschen nebenan in der Wohnung kommen auch dazu. Als ich ankam, war schon alles gedeckt. Bei den Menschen nebenan. Ich packte meine Torte aus (ja, sie war gekauft, für das Geld kann man die nicht selber backen. Außerdem kann ich nicht verzieren, das sieht bei mir immer aus wie hin geklatscht).

So saßen wir mit sechs Personen am Tisch, tranken Kaffee, aßen Torte und die Konversation begann. Da habe ich schon hin und wieder Tränen gelacht. Der anwesende Hund bettelte unter dem Tisch, die anwesende Katze lag träge auf dem Sofa. Zwischendurch der Austausch mit der großen Schwester per WhatsApp, dann per Telefon.

Leise „nieseln“ die Kokosraspeln…

Wir sprachen irgendwie fast alle kurz mit ihr. Bilder von uns zu ihr nach Augsburg, Bilder von denen zu uns nach Uslar. Der Technik sei Dank! Nach dem Kaffee ging es auf das Sofa, quatschen und etwas Fernsehschauen.

Mein Sohn saß schräg hinter mir. Und aß eine Praline mit Kokosraspeln und Mandeln. Und musste niesen – mit vollem Mund. Ich konnte den Einschlag auf meinem neuen Pulli spüren, mein Rücken war voll mit Kokosraspeln.

…Puh

Mittendrin roch es immer so komisch. Und ich denke noch darüber nach, wer so dreist ist und gefurzt hat. Am heiligen Abend! In einem Raum mit vielen Leuten und geschlossenen Fenstern! So ein Schwein! Keiner – es war die Katze, welche neben mir lag.

Die riecht aus dem Hals wie nichts Gutes. Leider frisst sie diese Zahnreinigungsdinger nicht, es wäre eine Wohltat. War mir neu, dass Katzen Mundgeruch haben können.

Frohe Bescherung

Die Bescherung dieser Familie nahte, Weihnachtgeschenke wurden unter dem Tannenbaum drapiert. Aber erst waren die Tiere dran: Der Hund legte sich gleich auf seine Leckerlis, die Katze nahm es mit einem müden Blick zur Kenntnis und stank weiter aus dem Maul.

Der Herr der Hauses bekam einen Pulli, der mir beim auspacken schon recht klein erschien. Das bestätigte sich auch bei der Anprobe, da stand nämlich plötzlich eine Presswurst neben der Lichterkette. 5 Nummern to small der Kittel. Egal, kann man umtauschen oder dem Sohn schenken. Zweiteres traf ein.

Dann kam das Essen, natürlich Bockwurst mit Kartoffelsalat. Der gereichte Kartoffelsalat war der Hammer, ich habe meinen mitgebrachten Salat mit Tomaten aufgepimpt, aber nicht gegessen. Der andere war um einiges leckerer. Nun waren wir sieben Personen am Tisch. Und mir liefen wieder die Tränen vor Lachen. Diese Konversation war der Kracher, gerade wenn viele durcheinander reden und einige nicht alles so wirklich richtig verstehen.

„Der Kartoffelsalat ist lecker. Da fehlt aber gesalzener Hering drin.“

„Hering gibt es nicht da drin!“

„Beringer? Was ist mit Beringer?“

„Nicht Beringer. Hering!!! Heeeeering!!!“

Und mitten drin flossen wieder Tränen. Weil man Weihnachten an die Menschen denkt, die nicht mehr da sind und uns so unendlich fehlen. Gerade zu dieser Zeit.

Verrückt, aber gerne wieder

Als ich gegen 20.15 Uhr nach Hause wollte – das Kokosraspel spuckende Kind neben mir – war ich total froh darüber, doch das Wagnis „Weihnachten traditional“ nochmals ausprobiert zu haben. Mein Pulli landete in der Waschmaschine, noch am selben Abend. Das hätte ich mir vom Gebiss der Katze auch gewünscht.

Der Hund liegt bestimmt jetzt noch auf seinen Leckerlis, die Katze müffelt sicherlich auch jetzt noch vor sich hin. Und Hering ist noch immer nicht im Kartoffelsalat. Ich war froh, auf keinen Zwerghasen getroffen zu sein, der ein Nervenleiden hat. Oder auf einen Papagei mit Psychosen.

Es war ein verrückter, aber toller Heiliger Abend 2017. Gerne wieder.

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