Lange Zeit wusste ich echt nicht um was es ging wenn ich mitbekam, dass viele „Club der roten Bänder“ schauen. Ich dachte es handelte sich um ein neues Castingformat. Als ich eines Abends bei meiner Schwester im Wohnzimmer saß, lief nebenbei eine Sendung, die mich recht schnell fesselte: Es war der „Club der roten Bänder“. Von diesem Tag an war auch ich ein Fan. Leider hatte ich alle vorangegangenen Folgen verpasst. Zum Glück wurden diese aber recht zeitnah wiederholt.
Serien sind überhaupt nicht meins. Mit Ausnahme dieser Serie. Gerade im Hinblick darauf, wie es zur Verfilmung kam. Durch den Autor Albert Espinosa und seine „Geschichte“.
Absolut tolle Nachwuchs-Schauspieler, eine aktuelle Thematik, der Krankenhausalltag sehr gut wieder gegeben. Ob es um Krebs geht, Essstörungen oder andere Erkrankungen: Im Club der roten Bänder wird dieses real dargestellt. Mit all den Problemen, von denen betroffene Patienten und auch deren Familien heimgesucht werden.
Das Thema „Koma“ wurde auf eine Art und Weise aufgegriffen, wie ich noch nie darüber nachgedacht hatte. Die Zwischenwelt, in der man gefangen ist. Diese Thematik hatte es mir ganz besonders angetan, weil ich mir darüber schon oft den Kopf zerbrochen habe. Also darüber, was Koma-Patienten mitbekommen oder auch nicht. Hugo Krüger, gespielt von Nick Julius Schuck, stellt dieses schonungslos dar. Exzellent gespielt.
Nach ein paar Folgen hat man als Zuschauer das Gefühl, man ist Besucher in diesem Krankenhaus, und kennt alle Beteiligten persönlich. Man hofft mit, man weint mit, man freut sich mit. Am letzten Sonntag, als die Folgen wiederholt wurden ab 9 Uhr, habe ich wirklich 6 Stunden lang alle Folgen geschaut. Und erwischte mich weinend auf dem Sofa sitzend. Gerade beim Tod von Alex Breidtbach. Diese Rolle war ebenfalls brillant besetzt und dargestellt von Timur Bartels.
Die Rollen von Jonas Till Neumann, gespielt von Damian Hardung und Leo Roland, gespielt von Tim Oliver Schultz, lassen uns nur erahnen, was die Diagnose Krebs bedeutet für diese jungen Menschen. Welche Ängste sie haben, welche Hoffnungen. Der Moment wenn ihnen bewusst wird, was sie von gesunden Jugendlichen unterscheidet, was sie einerseits verpassen, aber andererseits dazu lernen. Wirklich schwere Kost.
Emma (Luise Befort) beleuchtet das Thema Essstörungen. Damit hatte ich mich nie großartig auseinander gesetzt. Diese Rolle spiegelt sehr gut die Verbindung dieser Erkrankung mit Problemen in der Familie wieder.
Toni Vogel (Ivo Cortlang) lässt mich oft schmunzeln. Wobei seine Geschichte auch eher traurig ist.
Last but not least der „Mentor“ Benito, gespielt von Matthias Brenner, welcher in mir als Zuschauerin beinahe einen Vaterkomplex auslöste.
Wenn solche Serien es schaffen, dass wir alle mal über den Tellerrand hinaus schauen und uns bewusst werden, wie glücklich wir uns schätzen dürfen gesund zu sein, dann ist eine Menge erreicht. Diese Schicksale, Begegnungen, Freundschaften und Kämpfe gehen unter die Haut. Prädikat: Mehr als empfehlenswert.