Single(-Börsen)-Anekdoten: Hör mir auf!

Folgendes trug sich nicht durch ein Kennenlernen in einer Single-Börse zu, sondern durch eine Begegnung real. Passiert ja auch so hin und wieder. Wenn auch selten, aber so ab und an. Quasi.

Tatort war eine Veranstaltung in der Nähe. Ich war mit Freunden unterwegs. Und irgendwie waren total viele Menschen dort die ich lange nicht gesehen und gesprochen hatte. Stundenlange Gespräche, Bier, ganz viel Lachen, supergute Musik, zuletzt auch abhotten auf der Tanzfläche. Ein durchaus gelungener Abend bis spät in die Nacht und mit einem abgenervten Taxifahrer, der die Schnauze voll hatte von uns 3 Fahrgästen. Ich musste 20 Minuten meinen Haustürschlüssel in meiner Handtasche suchen, ich dachte der erschlägt mich gleich.

Kommunikativ bin ich eh, also ich quatsche auch durchaus fremde Leute an. Wie auch an besagtem Abend. Das Gesicht kannte ich, aber ansonsten noch nie ein Wort mit gewechselt. Wir haben bis früh in den Morgen abgefeiert, und irgendwie bekam der Herr meine Handy-Nummer heraus. Also wildes tippen bei whatsapp, ab und an wildes telefonieren am Haustelefon.

Wer mich kennt der weiß, dass ich keine Frau bin die Wert auf Luxus legt. Die man nicht beeindrucken kann mit „mein Haus – mein Pferd – mein Auto“. Das sind Dinge, die mir relativ wumpe sind. Genauer gesagt hatte ich immer Abstand zu Männern gehalten bei denen ich merkte, dass sie einen gewissen Level an Exklusivität ihr eigen nennen. Es ist nicht meine Welt. Ich würde mich minderwertig fühlen.

Besagter Herr war halt einer von denen, zumindest habe ich ihn so wahrgenommen. Immer wieder versuchte er in Gesprächen oder Nachrichten zu unterstreichen, was er hat und was noch so angeschafft wird. Berichte über Parties im Garten mit Champagner, über Wochenendtrips an die Cote d`Azur, das neue Auto, den käuflichen Erwerb einer Wohnung etc. Trotz meiner Einwände, dass ich keinen Wert darauf lege, es mir nicht leisten könnte und ich den Eindruck habe, wir surfen auf komplett verschiedenen Wellen, kam ein:

Ach Quatsch, wir sind uns doch recht ähnlich.“

Dann kam die Frage der Fragen. Ich schwöre, dass mir noch nie ein Mann eine solche Frage stellte. In 47 Jahren nicht.

Die Frage war: „Was hast Du für einen Fernseher?“

Bitte was?

Also: Ich habe einen grauen Fernseher mit buntem Bild und Fernbedienung. Der hängt auch nicht an der Wand, sondern steht auf einem knapp 25 Jahre alten Kieferschrank. Dieser Kieferschrank wird mit Tesafilm zusammen gehalten, da sonst immer die eine Klappe runter fällt.

Es folgte dann auch die Frage nach meinem Auto.

Was soll ich sagen? Total alt, hat schon elektrische Fensterheber, aber nur ein Radio mit Kassettendeck. Keinen CD-Wechsler. Ach so, Klimaanlage hat mein Auto auch. Es ist kein schönes Auto, es bringt uns aber von A nach B. Alles andere interessiert mich nicht.

In dieser Zeit merkte ich, dass ich mich schämte. Dafür, dass wir so leben wie wir leben. Allerdings nur für kurze Zeit.

Weil mir dann bewusst wurde, dass alles okay ist so wie es ist. Wir haben ein Dach über dem Kopf, sind gesund, ich habe einen Job, der Kurze bald eine Lehrstelle. Wir lachen viel und habe tolle Freunde. Das macht für mich das Leben aus. Das macht mich zufrieden. Sicherlich hätte ich nichts gegen einen Lottogewinn oder gegen eine Erbschaft. Es geht aber auch so.

Ich kann mir nicht vorstellen mit jemanden Kontakt zu halten oder es zu vertiefen, der mir Tag und Nacht erzählt wie toll er ist und dass er nur tolle Sachen macht, sich tolle Sachen leisten kann und dass alle ihn toll finden. Langweilig.

Ich möchte auch nicht in einem Zweiteiler von Armani durch Feinkost-Käfer marschieren und Hummerschwänze oder das Gedöns kaufen, weil es die Etikette hergibt. Nein. Ich werde sicherlich bis an mein Lebensende in meiner No name-Jeans in den Discounter stürzen und reduzierte Wurst und reduziertes Gemüse kaufen, wenn es denn reduziert ist.

Ich fand erschreckend, dass dieser Mann nicht merkte, dass es unhöflich ist und auch durchaus nicht zum guten Ton gehörte so auf die Kacke zu hauen. Ich hatte ihn nämlich darauf hingewiesen. Mehrmals. Es kam aber nicht an.

Die Frage nach dem Fernseher ist mir noch heute schleierhaft.

Ich gönne jedem seinen Erfolg, sein finanzielles Auskommen, seinen Luxus. Das haben sich die Menschen sicherlich hart erarbeitet.

Aber ich brauche so jemanden nicht in meinem Leben. Weil es stresst. Bzw. gibt es sicherlich Menschen die viel haben, dieses aber nicht thematisieren. Bestimmt findet ein solcher Mann seine Frau. Eine Frau die Wert legt auf Champagner und ein Wochenende am Mittelmeer. Dann sei es ihnen gegönnt. Wobei es bestimmt auch Menschen gibt die viel haben, aber „normal“ geblieben sind.

Ich bin zufrieden mit einer Dose Bier und einem Pott voll Linsensuppe. Und es wird sicherlich auch irgendwo einen Mann geben, der das ähnlich sieht. Dann verlieben wir uns vielleicht bei Dosenbier und Linsensuppe und schauen gemeinsam auf den grauen Fernseher mit dem bunten Bild, der auf dem Kieferschrank steht. Und von Tesafilm zusammen gehalten wird, weil sonst immer die Klappe runter fällt. Man weiß es nicht.

So soll es sein, so soll es bleiben … *träller*

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Eine Antwort auf „Single(-Börsen)-Anekdoten: Hör mir auf!“

  1. Find ich toll am Ende des Lebens interessiert es nicht was Du Verdient hast was für ein Haus Auto Boot usw Du hattest sondern nur ob Du glücklich warst .

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