Von widerwärtigem Journalismus und Profitgier.

(Quelle Bild: Pixabay/Alexas_Fotos)

Das Drama um den Doppelmord in Göttingen werden sicherlich viele verfolgt haben. Ich nicht weniger, Göttingen ist von hier knapp 35 km entfernt.

Auf die Inhalte dieser brutalen und schwer nachvollziehbaren Tat gehe ich nicht näher ein, es geht auch nicht darum jetzt eine Diskussion um diesen Fall loszutreten.

Mir geht es mehr um die widerwärtige Berichterstattung und die Aasgeier, welche um dieses Drama kreisten wie der Teufel um die arme Seele weil sie den Rubel rollen sahen und noch rollen sehen.

Nachdem ich am Donnerstag bezüglich dieses Falles einen Anruf erhalten hatte, bin ich online gegangen und habe versucht herauszubekommen was genau denn dort passiert war. Der Täter war noch auf der Flucht, bewaffnet, und die Bevölkerung wurde um Vorsicht gebeten. Man sollte keinesfalls Anhalter mitnehmen oder ihn ansprechen falls man ihn erkennt.  Eine Personenbeschreibung ging online und Bilder des Täters.

Der Kamm schwoll mir an als ich merkte, dass ich auf der Seite einer lokalen Tageszeitung (online) einen Artikel nicht bis zum Ende lesen konnte mit den genaueren Warnungen/Hinweisen an die Bevölkerung. Der Artikel wäre nur dann einsehbar gewesen wenn ich ein Abo abgeschlossen hätte. Für knapp 2,50 Euro. Der erste Monat ist frei. Super Nummer, Leute. Super Nummer 😉

Da rennt ein bewaffneter Mann herum der eine Frau umgebracht hat und eine andere schwer verletzt, und ich soll ca. 2,50 Euro bezahlen um die genaueren Hinweise lesen zu dürfen?

Sorry, aber geht`s noch? Hätte man aufgrund der Gefahr diesen Abo-Rotz nicht weglassen können?

Das war die erste Sache die mich furchtbar aufgeregt hat.

Kommen wir zur zweiten Sache:

Seit irrsinnig langer Zeit regen wir uns darüber auf, dass Gafferbilder von Unfällen, Dramen etc. in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Wir schreien danach, dass diese Leute so hart bestraft werden, dass es wehtut. Auch unsere Presseportale, großen Nachrichtenmagazine und kleinen Lokalredaktionen haben mit in das Horn geblasen und diese Entwicklung moniert.

Im Fall vom Göttinger Mord tauchen urplötzlich in einigen Artikeln Bilder auf, welche die abgedeckte Leiche der Frau zeigen. 

Und auch da fragte ich mich: Sorry, geht es noch?

Diese Bilder haben keine sachdienlichen Hinweise geliefert, sie zeigen ein grausames Schicksal.

War es wirklich nötig die Artikel um diesen schrecklichen Vorfall mit diesen Fotos online zu stellen? Hat mal jemand kurz an die Familie des Opfers gedacht? An die Tochter zum Beispiel welche ihre Mutter verloren hat? An deren Ehemann? Generell an die Familien und Freunde, Kollegen und Nachbarn?

Ihr Nachrichtenmagazine dreht euch im Wind wie es eure Quote wünscht. Auf der einen Seite die Moralapostel, auf der anderen Seite kalt und skrupellos.

Ich weiß, ich weiß, die kleinen Zeitungen kämpfen um das Überleben weil wir alle für „umme“ online unsere Infos bekommen. Das genau macht den kleinen Redaktionen zu schaffen und sorgt dafür, dass immer weniger Zeitungen gekauft werden. Ich kann das alles nachvollziehen. Keine Redakteurin und kein Redakteur arbeitet für Luft und Liebe.

Aber rechtfertigt das eine solch geschmacklose, pietätlose und respektlose Art und Weise?

Ich sage klar und deutlich NEIN.

Kracher war dann noch unser Privatsender mit den drei Buchstaben, welcher sich anmaßte zu behaupten, sie hätten „herausgefunden, dass der Täter ein bekannter Schwerverbrecher ist.“

Woraufhin ein User schrieb:

Nichts habt ihr …, Das sind Infos, die die Polizei herausgegeben hat.“

100 Punkte für das Statement des Users.

Aber wir rennen offene Türen ein wenn wir das alles ansprechen.

The Show must go on. I know. 

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