Münster

Was sich gestern in Münster zugetragen hat im Bezug auf den Suizid eines uns unbekannten Mannes, auf perfide Art und Weise vollzogen, hat sicherlich vielen die Sprache verschlagen. Und bestimmt haben sich viele gefragt, warum dieser Mann genau diesen Weg gewählt hat um seinem Leben ein Ende zu setzen. Zumindest habe ich mich das gefragt. Warum Menschen, die einfach nur einen schönen Frühlingstag bei vielleicht Kaffee und Eis genießen wollten, in diesem Horrorszenario mitspielen mussten. Für mich ist es ein Horrorszenario. Dieser Mann hat wahllos ihm sicherlich unbekannte Menschen mit in seinen Entschluss einbezogen. Seinen Wunsch/Drang zu ihrem Schicksal gemacht. Von jetzt auf gleich.

Im Laufe des Abends musste ich auch an die Katastrophe des Germanwing Fluges im Jahr 2015 denken, vieles erinnerte mich daran.

Zum jetzigen Zeitpunkt stehen viele Spekulationen noch auf wackeligen Füßen. Um zum jetzigen Zeitpunkt sind auch noch nicht alle Fragen beantwortet. Wer weiß, welche Sachverhalte noch ans Tageslicht kommen im Bezug auf diesen Mann/diese Tat. Was diese Tat allerdings nicht entschuldigen kann und wird, da sind wir alle sicherlich einer Meinung.

Wie ich vorhin einem Nachrichtenmagazin entnehmen konnte, soll dieser Mann suizidgefährdet gewesen sein. Eine psychische Erkrankung wurde in den Raum geworfen. Und er soll sich dahingehend geäußert haben, dass er einen Suizid in der Art, wie gestern leider vollzogen, geplant hat. Wie mag man das nennen? Den Abgang im ganz großen Stil?

Was hat er jetzt davon, wenn nach der Tat alle seinen Namen kennen? Seine Geschichte? Sein Motiv? Sein Gesicht? Seine privaten Stories? Seine Diagnosen/sein Krankheitsbild? Er hat keine heldenhafte Tat begangen sondern eine abscheuliche.

Die Verletzten, die Familien/Freunde der Getöteten treten ein schweres Erbe an. Das private Umfeld dieses Mannes allerdings auch. Und nein, ich möchte ihn bzw. seine Tat nicht entschuldigen. Es sind nur meine Gedanken.

Ich war noch nie in der Situation einen Selbstmord zu planen. Oder in der Situation von jetzt auf gleich zu entscheiden meinem Leben ein Ende zu setzen. Zum Glück. Von daher kann ich das, was sich in seinem Kopf abgespielt hat, auch nicht nachvollziehen.

Es ist kein prügeln meinerseits auf Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es ist eher hilfloses Unwissen zu diesem Krankheitsbild und solchen Handlungen. Und die Frage, ob man aufgrund seiner Äußerungen im Vorfeld zu dem Ereignis gestern anders hätte reagieren können/müssen. Um genau das zu verhindern. Das ist aber nur Spekulation. Das werden die Fachleute erklären können die nächsten Tage. Oder es zumindest versuchen.

Man will nicht darüber nachdenken wie grausam und völlig sinnlos die involvierten Menschen ihr Leben verloren haben bzw. schwer verletzt wurden. Wieso sie Verantwortung tragen mussten für jemanden, der sich nach einem theatralischen Abgang gesehnt hat. Wie viele Menschen heute generell in seinem Selbstmord involviert waren. Die Opfer, die nicht das geringste für seinen Entschluss konnten und an erster Stelle stehen. Die anderen Besucher in Nähe des Kiepenkerls, die Anwohner, die Rettungskräfte, die Polizei, Feuerwehr und auch die Politik. Welche Welle der Erschütterung und welche Panik der Wunsch nach dem Freitod des Mannes ausgelöst haben. Wie verständnislos viele von uns sind, die diese Meldung und die bislang recherchierten Tatsachen zur Kenntnis nahmen.

Auf der einen Seite möchte man es verstehen, auf der anderen Seite kann man es nicht verstehen. Und selbst wenn man es verstehen würde: Es ändert nichts an dieser Tragödie.

In der nächsten Zeit werden die Medien eine Neuigkeit nach der nächsten verkünden, sicherlich wird viel diskutiert und analysiert. Und auch weiterhin spekuliert. Auch Falschmeldungen wird es geben, Verdachtsmomente. Ob er falsch therapiert wurde, ob er überhaupt therapiert wurde, wie und ob man das heutige traurige Ereignis hätte verhindern können. Ob wirklich zwei weitere Menschen, wie berichtet, aus dem Fahrzeug gesprungen sind. Diese Beobachtung konnte bis vor Kurzem weder ausgeräumt noch bestätigt werden.

Der Gedanke, man verliert einen geliebten Menschen oder man muss um diesen Menschen bangen, weil ein anderer sich diesen traurigen, vielleicht nach Sensation schmachtenden Weg überlegt hat um aus dem Leben zu scheiden, den kann und will ich nicht zu Ende denken.

Ich verurteile Suizid nicht, ich verurteile diesen Weg des Suizides.

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