All die, die einen Pflegeberuf haben, haben auch meinen größten Respekt verdient, aber …

Es ist wirklich unglaublich, was die Frauen und Männer in Pflegeberufen so leisten. Nicht nur was die Arbeit an sich angeht, sondern auch die anderen Bedingungen: 3-Schicht-System, teilweise Zwischendienste, Wochenenddienste, Arbeiten an Feiertagen. Und teilweise noch einspringen an den freien Tagen oder gar im Urlaub wenn ein großer Krankenstand herrscht.
Ich habe vor einigen Jahren für ein paar Monate in der ambulanten Pflege gearbeitet, bin mit einem Dienstwagen von Patient zu Patient gefahren und habe die Menschen zu Hause versorgt. Das ging vom „nur“ Anziehen der Kompressionsstrümpfe bis hin zu der Versorgung von Parkinson-Patienten. Mir hat die Arbeit mit den älteren Menschen Spaß gemacht. Ich habe es aber nicht lange in diesem Job ausgehalten. Mir haben, wie oben schon erwähnt, die Schichten zugesetzt. Der Zeitdruck. Aber am schlimmsten war für mich die Wochenendarbeit. 12 Tage durcharbeiten und dann nur 2 Tage frei, hat mich an meine Grenzen gebracht. Ich war es bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewohnt. Ich habe meine 5 Tage-Woche vermisst, meinen freien Samstag und Sonntag. Ein Beispiel:
Ich stand nach der Spätschicht am Freitag auf dem Balkon und rauchte eine Feierabendzigarette. Ein paar Meter weiter auf dem Balkon meiner Freunde stand eine Traube Menschen. Die gingen zu späterer Stunden auf eine Party und glühten vor. Ich hatte am nächsten Tag Frühschicht.
Als dann noch einige riefen: „Steffi, komm rüber, komm mit“ hätte ich am liebsten geheult. Es fühlte sich an, als könnte ich am normalen Leben nicht mehr teilnehmen. Meine Freunde eskalieren, und ich gehe um 21 Uhr ins Bett. Super.
Ich konnte auch die Schicksale und Geschichten vieler Menschen nicht ausblenden nach Feierabend. Mich hat das so beschäftigt. Auch nach Feierabend und auch am Wochenende und auch im Urlaub.
Das war dann alles zusammen so schlimm für mich, dass ich mich wieder nach einem „geregeltem Job“ umsah. Und ich war mehr als glücklich als das dann auch klappte. Endlich wieder eine geregelte Woche, endlich wieder Wochenende von Freitagmittag bis Sonntagabend. Endlich wieder Normalität.
Ich habe im letzten Jahr nochmals in einem Altenheim hospitiert. Und im Grunde genommen nach nicht mal einer Stunde festgestellt, dass dieser Versuch in der Altenpflege doch Fuß zu fassen, bei mir für alle Zeiten erledigt ist. Ich bin für diesen Job nicht gemacht, nicht konstituiert. Weils kräftemäßig nämlich auch nicht ohne ist.
Für alle in der Pflege tätigen Menschen sind diese Zustände die ich nicht aushielt, normal. Sie machen das schon seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten. Und sie beschweren sich auch nicht. Jedenfalls nicht immer. Und jetzt komme ich zu meinem „aber“ aus der Überschrift: Es gibt dann aber doch einige (ich wiederhole: EINIGE!), die das immer und immer wieder thematisieren. Die immer und immer wieder dafür gelobt werden möchten, die von uns allen mehr Respekt für ihren Beruf fordern, bessere Bedingungen, Bezahlungen. Versteht mich nicht falsch, jeder soll seinem Job nach honoriert werden. Jeder sollte Zuschläge erhalten die für diese Berufe vorgesehen sind und auch gerechtfertigt (Wochenendzuschlag, Feiertagszuschlag etc.). Keiner sollte sich aufgrund von Unterbesetzungen in den Burn out manövrieren (lassen müssen).
Denn wären die Rahmenbedingungen attraktiver und die Bezahlung angemessener, würde sich vielleicht auch Nachwuchs finden.
Und dieser Job ist kein Zuckerschlecken.
Nur haben sich einige bewusst für diese Ausbildung entschieden, arbeiten seit Jahren oder Jahrzehnten in dieser Schiene. Ich ziehe gerne den Hut vor all denen, aber nicht penetrant und unentwegt. Weil es für die Menschen die von ihnen betreut/behandelt werden sicherlich kein schönes Gefühl ist, wenn sich die Pflegerin/der Pfleger immer wieder damit brüstet und sich darüber beschwert, dass sie/er Ärsche abwischen muss und diverse andere Tätigkeiten.
Ich kann das teilweise echt nicht mehr lesen und hören. Wobei eine Pflegerin/ein Pfleger aus Leidenschaft mit den furchtbaren Umständen nicht hausieren geht, das ist mir mal aufgefallen. Sie machen ihre Jobs einfach, weil es ihre Erfüllung ist. Und bringen ihren Unmut an der richtigen Stelle an bzw. handeln konsequent.
Ich ziehe auch meinen Hut vor Landwirten, Spül- und Küchenhilfen, vor den Angestellten im Einzelhandel oder Kellner(innen). Die Liste lässt sich fortsetzen. An den Wochenenden arbeiten schon lange nicht mehr nur die Pflegeberufe.
Liebes Pflegepersonal: Ihr macht einen tollen Job, darüber muss man nicht reden. Aber die Dauernörgler aus euren Reihen erreichen nicht mehr Respekt und Ansehen, wenn sie es permanent thematisieren. Bei mir ist dann das genaue Gegenteil der Fall. Leider.

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