Für „so was“ habe ich keine Zeit.

Ein Satz, der mich oftmals sehr erschreckt. Jeder von uns kennt sicherlich Menschen, die diesen Satz schon gesagt haben. Sei es wenn wir schilderten dass wir feiern waren, stundenlang nur Musik hörten, ein gutes Buch gelesen haben, mit Freunden Essen gegangen sind usw. Wenn wir Dinge getan haben die nicht sonderlich effektiv waren, die aber für uns wichtig sind. Wichtig deshalb, weil sie für uns kleine Rettungsanker sind im Alltag.
Ich selber war mal unglaublich ordentlich. Ich habe morgens beim Zähneputzen nebenbei noch aufgeräumt. Ich konnte es nicht ertragen, wenn abends Abwasch in der Küche stand. Dann kamen die Kinder (das Kind), ich ging irgendwann wieder meinem Job(s) nach. Die Struktur ist eine komplett andere, es ist nicht immer alles zu planen weil viel passiert, was nicht vorhersehbar war usw. Das war dann der Punkt, an dem ich mich vom meinen Erwartungen an mich selber verabschieden musste und auch wollte. Weil ich merkte, dass es mich auffressen wird und mir schadet wenn ich all meinen Pflichten hechelnd hinterher renne um jeden Preis. Dann habe ich abends den Abwasch stehen lassen, die Bügelwäsche auch, und habe mir stundenlang einfach nur Musik reingepfiffen. Das hat mich dann runter geholt, das hat mich abschalten und auftanken lassen. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich gelernt auf mich zu hören. Und auch zu lernen, dass ich nicht nur Pflichten habe sondern auch Rechte.
Ich erinnere mich gerade an eine Verwandte, die im Rad der Pflichten gefangen war: Man konnte zu ihr kommen wann man wollte: Immer alles wie geleckt. Und sie war teilweise total gestresst, wenig entspannt, immer irgendwie auf dem Sprung. Das schlimme war, dass sie von Schwindelattacken, Brechanfällen, ominösen Schmerzen heimgesucht wurde. Heute weiß ich auch warum.
Eine Kollegin, mit der ich vor Jahren mal telefonierte und ihr sagte, dass ich eigentlich noch die Küche wischen müsste, jetzt aber mit einer Freundin ein Bier trinken gehe, war total entsetzt über meine Aussage. „Wenn die Küche gewischt werden muss, dann hat man sie zu wischen“. Punkt. Diese Kollegin wurde in unregelmäßigen Abständen von ganz heftigen Migräneattacken heimgesucht. Heute weiß ich auch warum.
Ich selber bin doch der Herr bzw. die Herrin über mein Leben und über meine Zeit. Und habe zum Glück gelernt mich selber ernst zu nehmen. Und zu achten. Würde ich heute noch so agieren wie vor 20 Jahren, dann möchte ich nicht wissen wie es mir heute ginge.
Sicherlich nervt es mich auch ohne Ende wenn es hier aussieht wie auf einem Handgranaten-Wurfstand. Und wenn die Arbeit liegen bleibt. Aber ich weiß, dass wieder eine Phase kommt in der ich mich dem zuwende und es erledige. Aber dann, wenn ich es möchte und kann, nicht wenn es andere von mir erwarten.
Es gibt da einen sehr schönen Spruch der all das relativ gut zusammen fasst:
„Es gibt wichtigeres als Fenster putzen: Nämlich hinaus schauen.“
Wenn ich mal an die Tür von Petrus klopfe, dann möchte ich nicht sagen müssen: „Tach, ich war immer fleißig und ordentlich und habe all meine Pflichten zeitnah und zur vollsten Zufriedenheit meiner Mitmenschen erledigen können.“
Ich möchte sagen dürfen:
„Scheiße, war das geil da unten.“ ^^

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