Wenn ein paar Sekunden alles zerstören

Wir Eltern, wir Mütter und Väter lehren unseren Kindern im Laufe ihrer Entwicklung, ihres Heranwachsens so viel. Unter anderem auch mit dem Ziel unsere Kinder sicher durchs Leben zu begleiten, sie vor Bösem und Schmerz zu bewahren, vor Fehlentscheidungen zu schützen etc. Weil wir irgendwann nicht mehr da sind, und die Gewissheit haben möchten dass sie immer alles im Griff haben und es ihnen immer gutgeht.
Wir Eltern kennen sicherlich alle das mulmige Gefühl wenn unsere Kinder immer selbstständiger werden, der erste Gang alleine in die Schule, der erste Discobesuch, Mofa- oder Autoführerschein usw.
Das abnabeln und verselbständigen ist normal, gesund, und gehört dazu. Denn aus unseren Kindern werden Erwachsene.
Und trotzdem kostet es uns zeitweise Nerven, unser Vertrauen ist gefragt, für uns Eltern sind unsere Kinder trotzdem manchmal noch die “Kleinen”, genauso wie wir es für unsere Eltern noch sind.
Ein paar Sekunden, oder ein Bruchteil von Sekunden, zur falschen Zeit am falschen Ort, kann alles zerstören.
Viele werden sich jetzt fragen: “Was hat sie denn? Spinnt sie jetzt?”
Mir hängen dieser Tage ein paar Meldungen und auch Erlebnisse nach die mich sehr erschütterten, und bei denen meine Gedanken gerade nicht zur Ruhe kommen. Ich möchte aus verschiedenen Gründen auch nicht näher auf bestimmte Situationen eingehen.
Da steht ein 11-jähriges Mädchen in Unterfranken auf der Strasse und schaut sich ein Feuerwerk an Silvester, und wird erschossen weil ein psychisch kranker Mann die Kontrolle über sich verliert und aus blinder Wut durch die Gegend ballert.
Wie lebt man damit als Eltern? Wie verarbeitet man den Tod der Tochter? Wie sehr muss man daran verzweifeln dass es ein so sinnloser Tod war?
Die beiden Brüder aus Balve, 22 Jahre und 17 Jahre alt, deren Angehörige über deren tödlichen Unfall via Facebook erfuhren, weil jemand so pietät- und geschmacklos war und die Bilder hochlud um sie der Öffentlichkeit zu zeigen.
Was für ein Schock muss es sein davon so zu erfahren? Was für eine harte und für mich nicht im entferntesten vorstellbare Meldung beide Kinder verloren zu haben?
Ich mag und kann mir nicht vorstellen wie es sein muss wenn es an der Tür klingelt und Polizeibeamte in Begleitung von Seelsorgern/dem Kriseninterventionsteam um Einlass bitten um eine furchtbare Nachricht zu überbringen.
Wenn Ärzte Eltern eröffnen müssen dass es für das Kind keine Chance auf Heilung gibt aufgrund einer schweren Erkrankung.
Wenn ein Kind einem Gewaltverbrechen zum Opfer fällt.
Es muss sich anfühlen als würde einem das Herz aus dem Leib gerissen.
Fragt man sich dann ob man versagt hat weil man das Kind nicht beschützen konnte?
Fragt man sich dann ob es besser gewesen wäre das Kind wäre 5 Minuten eher oder später losgegangen/losgefahren oder hätte man es verhindern können wenn man es verboten hätte?
Fragt man sich dann ob die Erziehung versagte? Man seinen Job nicht gut genug machte?
Macht man sich Vorwürfe dass man seinem Kind kranke Gene vererbt hat die ihm das Leben kosteten? Oder ob man es nicht gesund genug ernährte und sich deshalb im Körper eines Kleinkindes schon Krebszellen bilden konnten?
Was ich sehr bizarr finde ist die Situation wenn Eltern gerade die traurige Nachricht mitgeteilt bekommen dass das Kind nicht mehr am Leben ist, und die Sonne scheint weiterhin, Vögel zwitschern, ein paar Meter weiter gehen Schulkinder lachend nach Hause, der Verkehr rollt, Nachbarn unterhalten sich, da kauft sich jemand ein paar neue Turnschuhe einen Steinwurf weiter, ein junges Paar streitet lautstark ein paar Balkone entfernt. Und ich sitze vor meinem Salat und schäme mich schon fast dass ich etwas essen kann weil ich ahne, dass um die Ecke Menschen sind die an Essen nicht mal denken werden.
Für eine Mutter, einen Vater, für eine Familie geht die Sonne unter bevor es Abend wird. Ob und wann diese Sonne nochmal scheint, ob sie nochmal zu strahlen vermag oder ob sie immer hinter einer Wolkendecke hängt, das wissen nur die, die diesen Horrortrip durchleben mussten oder noch durchleben.
Und dann gibt es Eltern die ihre Babys zu Tode quälen auf brutalste Art und Weise … nicht nur bizarr, sondern pervers.

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