Ich widme diese Kolumne meinen Kolleginnen aus der Praxis Schu…/Schl……, also meiner Lehrpraxis

Wo ist die Karteikarte von Frau Sauerkirsch?

Ich bin ja Arzthelferin, habe 1988 meine Lehre in einer recht großen Praxis angetreten. Und ich war damals schon anders wie andere irgendwie „wink“-Emoticon
Man durchläuft während seiner Lehrzeit alle Abteilungen, auch das Labor. Ich war noch gar nicht lange dort, und das Labor war gerade mein Schwerpunkt. Blutproben und auch anderes (ihr wisst schon) muss ja zu Dokumentationszwecken immer genaustens im Auge behalten werden, und ganz wichtig:
GUT BESCHRIFTET, um dem richtigen Patienten die richtigen Werte zuzuordnen, z. B. in Karteikarten. Computer waren damals noch nicht so im Rennen, wir haben echt Überweisungen, Rezepte und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen noch per Hand ausgefüllt, heute unvorstellbar, war das ne Arbeit.
Jedenfalls wollte ich einen Befund in die dazugehörige Karteikarte eintragen, es war ein „Pippi-Befund“. Name war SAUERKIRSCH. Die Proben werden von den Patienten selbst oder von uns mit Namen versehen, ganz wichtig damit es zu keinen Verwechslungen kommt. Ich hab mich gewundert über den doch ungewöhnlichen Nachnamen, mir war der überhaupt nicht geläufig. Ich dachte sicherlich so:
„Stell Dir vor Du heißt so, alle fragen nach ob sie das richtig verstanden haben. Hoffentlich verliebe ich mich nicht in einen „Sauerkirsch“ oder „Süßkirsch“ oder „Schattenmorelle“.“
Also überall die Karteikarte gesucht. Die war aber nicht auffindbar. Überall gefragt und geschaut: Nix. Karteikarte war wohl weg oder so. Die Kolleginnen vorne an der Anmeldung erklärten mir noch dass es wohl eine neue Patientin ist und man in diesem Fall eine neue Karteikarte anlegen muss. Okay, wusste ich nicht, war ja im 1. Lehrjahr, die Anmeldung hatte ich noch nicht so durchlaufen, leider, dann wäre es nämlich nicht so peinlich für mich geworden.
Wer dann stutzig wurde weiß ich nicht mehr, ist ja echt lange her. Hier kommt die Lösung:
Die Patienten erhalten ja immer sogenannte Pippi-Becher für diese Proben. Einige kommen von den Dörfern und fahren nicht extra für einen Pippi-Becher in die Praxen. Oder sie haben Beschwerden, denken mit und bringen gleich die Probe mit. Da werden gerne leere Wurstgläser, Senfgläser, kleine Schnapsflaschen aus Glas genommen, und:
Leere Marmeladengläser, ich wiederhole: Leere Marmeladengläser!
Es gab keinen Patienten namens Sauerkirsch, in diesem zum Pippi-Becher umfunktionierten Glas befand sich mal Sauerkirschmarmelade!!!
Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen dass diese Geschichte in die Anekdoten der Praxis einging. Und selbst gestern beim Einkaufen sprachen wir darüber, ich traf nämlich eine Kollegin aus dieser Zeit.
Fängt immer so an: „Weißte noch damals die Frau Sauerkirsch?“
Und dann beömmeln wir uns als wäre es gestern gewesen.
Ob ich es schneller gerafft hätte, wäre die Aufschrift „Pflaumenkompott 1985 mit nem Schuss Rum aus Omas Garten“ gewesen? Man weiß es nicht.^^

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