„Crowd Birthing“ bedeutet so in etwa: Sollen doch alle mit in Kreißsaal kommen bei der Geburt, Familie, Freunde, der Vermieter. Und am besten noch mit einer Live-Schalte in die sozialen Netzwerke, per Kamera oder Handybildern, ist ja wumpe. Und bitte mit Ton, so ein Jauchzen während der Presswehen wirkt so irrsinnig dramatisch. Machen wir eine Geburt mal zum Event, die Welt braucht Inspirationen, Dramatik, Action.
Robbie Williams der Schnuckelpups hat es ja auch gemacht, also das Crowd Birthing, seine Ayda hat per Twitter quasi vor den Augen der Welt entbunden.
Ob das was für mich wäre? Nein, definitiv nein, bist Du denn verrückt? Ich stell mir das gerade vor und ich kann das, hab schon einen Kreißsaal von innen gesehen und weiß jetzt auch wie ich so während der Öffnung meines Geburtskanals reagiere. Alter Schwede, ich wusste nicht um soviel aggressives Potenzial in mir, der Arzt hat dermaßen welche um die Ohren bekommen verbal, ist mir heute noch peinlich.
Also man schreibt vorher schon Einladungen, bzw. wird per whatsapp schnell informiert:
„Leute, Muttermund 5 cm auf, ihr könnt losfahren. Kreißsaal 1a.“
Und dann kommen sie alle angerammelt, die Freunde und Familie. Zwischen den Wehen kann man sich noch schnell überschminken und frisch machen, Onkel Franz filmt bestimmt.
Ach, da sind sie ja alle.
„Möchte jemand was trinken? Schnittchen? Ich muss nur mal kurz die Preßwehe abwarten, dann schenke ich Euch was ein.“
„Neffe und Nichte, lasst mal die Pfoten von dem Gerät da, das ist bestimmt wichtig. Sagt mal bitte jemand den Kindern die sollen die Pfoten davon lassen? Ich kann gerade nicht aufstehen.“
„Schwiegermutter, jetzt guck nicht so grimmig, und hör auf die Augen zu verdrehen wenn ich kurz stöhne, das tut weh, ey.“
„Liebe User bei facebook und twitter und so, ich muss jetzt schneller sprechen, Hebamme steht schon da unten. Zwiebelt alles ein wenig. Bitte liked und teilt das, i love you all.“
„Kann mal jemand Oma da unten wegholen? Die prügelt sich doch gleich mit der Kinderkrankenschwester weil sie alles besser weiß.“
„Möchte noch jemand ein Schnittchen? Sonst würde ich mich gerne mal ins Finale pressen.“
Ich war schon mit dem Kindsvater und der Hebamme und dem Arzt überfordert, und wenn mein Gekeifere via Facebook und so zu sehen und hören gewesen wäre: Ich hätte heute in meinem Profil stehen PERSON DES ÖFFENTLICHEN LEBENS, das glaubt mal wieder. ^^