Von großen Schiffen und viel Gänsehaut.

(Quelle Bilder: Steffi Werner)

Als ich vor einiger Zeit ein Video sah von einem Kreuzfahrtschiff, welches die Werft in Papenburg verließ, konnte ich meinen Augen kaum trauen: Wie ist es möglich, dass ein derart großes und mit allem Pipapo ausgestattetes Schiff von Menschenhand geschaffen werden kann?

Von diesem Moment an war ich fasziniert! Und in mir keimte der Wunsch, mir dieses mal anschauen zu dürfen. So ergab es sich, dass ich eine Tagesfahrt per Buscharter buchte in die Stadt Papenburg. Und ich freute mich wie ein kleines Kind darauf. Am Wochenende war es so weit: Mit einer Freundin brach ich um 4.50 Uhr zum Busunternehmen auf, um 6.15 Uhr saßen wir in einem rappelvollen Bus. Es waren viele Menschen unseres Alters dabei, auch ein kleiner Junge. Dann ging es knapp 355 km Richtung Papenburg. Als wir das Gelände sahen, war ich schon fast ehrfürchtig.

Unsere Reiseleiterin welche zu uns gestoßen war, hat sicherlich mal dort gearbeitet: Sie sprach mit so viel Liebe, mit so vielen Kenntnissen, mit so viel Emotion die Schifffahrt betreffend. Sie war in Papenburg aufgewachsen, das merkte man auch. Wie sie uns erzählte, kennt sie die Familie Meyer, früher hatte sie mit den Kindern zusammen gespielt.

Als wir die Führung begannen in Kino Nummer 1 mit einem Imagefilm, standen mir die Haare zu Berge: Ich hatte eine Gänsehaut vom allerfeinsten. Überhaupt war der Werdegang dieser Werft unglaublich toll dargestellt. Es blieben keine Fragen offen bei der Führung über knapp 90 Minuten.

In der 7. bzw. 8 Generation wird diese Werft geführt. Und hörte man aufmerksam der Geschichte zu, dann vernahm man auch die traurigen Töne: Denn es lief nicht immer alles glatt, auch die Meyer-Werft hatte harte Zeiten. Ebenso waren die Informationen, wie aus dem Name „Jansen“ der Name „Meyer“ wurde, total spannend. So tauchte man ein in die Epoche der Familie Meyer bzw. der Werft, als würde man all diese Menschen persönlich kennen.

Als wir die Aida Nova sahen in der Halle, welche in Kürze fertiggestellt und überführt wird, traute ich irgendwie meinen Augen nicht. Für mich unfassbar, dass dieses Kreuzfahrtschiff ein paar Meter entfernt von mir steht, ich all die Arbeiter und Arbeitsgeräte sah und hörte, der 800 Tonnen-Kran vor uns entlang fährt.

Ich als Frau ohne jegliches technisches Verständnis konnte nicht wechseln, welche Logistik von Nöten ist um ein solches Schiff zu entwerfen, zu bauen, am Ende auf Herz und Nieren zu prüfen. Es übersteigt bei weitem meine Vorstellungskraft.

Gerne wäre ich noch stundenlang über das Gelände gegangen und hätte die sich mir bietenden Momente/Bilder aufgesaugt. Irgendwie bin ich infiziert von der Werft, von dieser Familie, von Schiffen. 

Sicherlich träumen viele von uns davon, ein paar Tage auf einem solchen Schiff den Urlaub verbringen zu dürfen. Ich träume gerade davon mal dabei zu sein, wenn ein solches Schiff aus der Halle kommt. Das muss ein Moment sein den man nicht vergisst.

Ich habe heute, einen Tag nach der Besichtigung, ganz viele Filme bei youtube geschaut von der Werft. Von den Schiffen, welche diese Werft verließen. Auch von anderen Schiffen, welche per Stapellauf zu Wasser gelassen wurden. Da gab es auch gestern eine Geschichte um die „Homeric“, von der die Papenburger noch heute sehr emotional sprechen sollen. Weil es ein phänomenaler Moment gewesen sein muss 1985.

Auch wenn es viele kritische Stimmen gibt um die Überführungen, den Umweltschutz usw., habe ich gestern Dinge gesehen und eine Historie wahrgenommen, die bei mir hier im Flachland eines ausgelöst hat: Den Drang in den Norden, an das Meer und die Faszination der Schifffahrt sowie der Familie und Firma Meyer.

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