Das habe ich in 46 Jahren noch nicht erlebt.

Seit einigen Wochen vernahm ich immer wieder Unwetterwarnungen für meine Region. Nachdem ich panisch den Balkon sicherte, und mir im Kopf die wildesten Phantasien ausmalte was passiert, wenn ein Tornado meinen Balkon nach Chile fliegen lässt, mit Stühlen und Tisch und Wäscheständer bewaffnet, aber nix passierte, fuhr ich runter und stempelte das alles ab unter “Panikmache.”
Gestern in der Rauchpause in der Klinik das erste grummeln am Himmel. Wir scherzten noch … “Kleb Dir Kondome unter die Schuhe und setz Dich ins Auto, dann bist Du sicher”.
Knapp 2 Stunden nach Feierabend zog es sich zu und der Himmel wurde schwarz. Ja, das sah nicht gut aus. Regen setzte ein, ich fuhr den Kurzen zur Arbeit. Auf den 15 m zum Wagen hätte ich schon an einem Wet-Shirt-Contest teilnehmen können, das waren Tropfen so dick wie Walnüsse. Und dann gings ab. Ich habe noch nie die Schnellwischtaste vom Toyota suchen müssen, aber gestern war es so weit. Ich konnte nichts mehr sehen. Ein Regenschauer wie er im Buche stand. Runter vom Gas, Lüftung an, und sachte gefahren. Den Kurzen vor seiner Arbeitsstätte rausgelassen, und 20 m weiter musste ich anhalten, weil ich nichts mehr sehen konnte. 10 Minuten überlegt wie ich jetzt nach Hause komme, da ich eine Strasse hätte nutzen müssen, die relativ schnell absäuft. Wieder auf die Hauptstrasse, ich habe einen Wagen aufgrund der Regenschauer nicht mal gesehen, und bin 200 m weiter auf einen Parkplatz abgebogen. So stand ich dort, und der Hagel setzte ein. Ich habe den Wagen gewendet und fuhr vor einen Discounter, um etwas geschützer zu sein. Einen so langen und heftigen Regen-/Hagelschauer kannte ich bis gestern nicht. Es blitzte und donnerte, im Discounter flackerte das Licht, eine Verkäuferin zuckte zusammen, und ich saß mutterseelenallein im Auto. Kein Handy dabei, kein Geld dabei, keine Kippen dabei. Ganz toll Steffi, prima ausgerüstet. Der Wagen beschlug, er beschlug wie aus der Szene von “Titanic”, in der sich die beiden in der Kutsche liebten. Ich liebte aber keinen. Ich stand vor einem Verkaufsschild das mir verrie, dass Pers.. im Angebot ist, 100 Waschladungen für 15,99 Euro. 40 Minuten gaffte ich auf das Schild, und wischte alle 5 Minuten das Kondenswasser von meinen Scheiben, also innen. Fenster runter ging nicht, das hat gegallert wie am St. Nimmerleinstag. Ich kam aus dem Wagen nicht raus wegen dem Regen. Ich konnte nicht in den Discounter weil ich keine Kohle dabei hatte. Ich konnte niemanden anrufen, weil mein Handy in der Küche lag, 4. Stock, Dachgeschoss. Ich war alleine und wischte alle 5 Minuten die Scheiben von innen ab, und von außen wenn ich die Zündung anstellte. Ich hörte den ersten Einsatzwagen der Feuerwehr, ich hörte die Sirenen und ahnte, dass dem Uslarer Land und den Gebieten drumherum gerade nichts Gutes blüht. Aber ich wusste auch, dass genau die Damen und Herren jetzt ihr Bestes tun um schlimmeres zu verhindern, Schaden zu begrenzen und zu helfen wo es geht. Ich fands echt beruhigend. Als der Regen nachgelassen hatte, fuhr ich über Umwege nach Hause, und sah aus den Augenwinkeln die Katastrophe. Ich sah aber auch die komplett durchnässten Feuerwehrleute, Frauen wie Männer, deren Feierabend sicherlich in weiter Ferne lag. Weil eine Sirene nach der nächsten heulte. Weil ich ein Martinshorn nach dem nächsten hörte und ein Blaulicht nach dem nächsten sah. Weil ich bei Facebook Fotos und Videos betrachten konnte und das Ausmaß erst begriff, als ich wieder zu Hause war. Hier war alles in bester Ordnung, zum Glück. Das können andere hier aus der Region sicherlich nicht von sich und ihrem Hab und Gut behaupten. War schon heftig hier.
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