Nicht so weit rechts, Mensch!

Wer sich von Euch Elternteilen hier wiederfindet, winke am Ende der Kolumne bitte mit dem Schaltknüppel.

Ach ja, gestern lagen sie noch im Kinderwagen oder saßen auf unserem Schoß während wir lustige Kinderlieder mit ihnen gesungen haben, und heute sitzen sie im Auto auf der Fahrerseite, mit dem Lappen in der Tasche. Und da singt keiner mehr lustige Kinderlieder.
Ich hab mir diesen Moment nicht einfach vorgestellt, echt nicht einfach. Aber dass ich sooooooo reagiere, hat selbst mich überrascht.
Man sitzt als Mutter/Vater neben dem Nachwuchs auf dem Beifahrersitz, und nimmt Züge an, die mir persönlich bislang in der Form noch nie begegnet waren. Gott, bin ich extrem.
Könnte ich meine Klappe halten, weil der Kurze wirklich gut fährt … nein, mein Mund steht nicht still. Meine Körperspannung ist mal ne richtige Körperspannung, ich sitze mit den Händen in den Sitz gekrallt und labere wie ein Buch.
„Kupplung langsam kommen lassen“,
„Schlag das Lenkrad eher ein“,
„Schalte doch endlich“,
„Brems doch nicht so dolle“,
„Gib Gas jetzt“,
„Achte immer auf die anderen, da sind genug Pappnasen unterwegs“,
„Blinker haben ihre Daseinsberechtigung“,
„Lass den Spacko vorfahren, der hats nicht drauf“,
und, und, und.
Ich schaffe es auf einer Strecke von 2 km 645 Sätze zu sprechen. Aber was sage ich: Zu beten, wie einen Rosenkranz.
Ich sage das nicht normal, pädagogisch sinnvoll, nee, ich brülle das mit zitternder Stimme und kralle mich in die Sitze. Ich trete das Bodenblech durch, die Hand geht immer richtig Handbremse, obwohl noch nicht eine Situation bedrohlich war.
Der Kurze reagierte letztens richtig: Er fuhr rechts ran, drehte den Schlüssel rum, stieg aus und sagte:
„Fahr Du weiter, ist ja nicht zum aushalten mit Dir.“
Jau, das war für mich unangenehm und saß.
Es ist eben komisch: Immer saß man vorne links, das Kind hinten oder eben auch rechts, und plötzlich ist es andersrum.
Es bedarf seiner Zeit.
Übrigens kann ich es nicht im entferntesten leiden, wenn mich jemand beim Autofahren korrigieren will oder belehren.
Und die emotionalen Streitigkeiten, wenn ich mit meinen kurzzeitigen Lebensabschnittsgefährten „on the road“ war:
Da war Spannung unterm Sonnendach, das glaubt mal.
Ich gelobe Besserung, beim Leben meines Ersatzreifens. ^^

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