In der Damentoilette war mehr los als in den Straßen von Potsdam.

Tür auf – Tür zu – Rotes Schloß – weißes Schloß

Am letzten Wochenende war ich wieder unterwegs mit dem Reisebus nach Potsdam. Nun ist es bei uns Frauen ja so, dass wir oft austreten müssen. Zumindest mein Jahrgang. Sag mir, dass ich zwei Stunden auf keine Toilette kann, und meine Blase füllt sich automatisch von jetzt auf gleich bis zum Rand. Ohne etwas getrunken zu haben. Nur der Gedanke daran macht mich schon panisch.

In diesen Reisebussen sind auch Toiletten, aber irgendwie stand ich der ganzen Sache kritisch gegenüber.

Zum einen weil ich die Erklärung über all die Knöpfe und Schalter vorher per Durchsage vom Fahrer so kompliziert fand, so dass ich etwas Angst hatte falsch zu drücken und den Notruf auszulösen.

Wenn Sie dort drücken, dann passiert das.“

Wenn Sie da drücken, passiert dieses.“

Und wenn Sie genau da drücken muss ich Sie retten, denn das ist der Notknopf.“

Bitte nur das kleine Geschäft, die anderen Mitreisenden werden es Ihnen danken.“

Okay, ist klar bis hier. Ich gehe da nicht drauf. Nicht inmitten mir fremder Leute. Einige sitzen ja quasi fast neben Dir wenn Du Deiner Notdurft nach kommst. Das ist nicht so meins.

So nimmt man jedes Raststätten-WC mit. Ich habe gelernt immer Kleingeld dabei zu haben, genau 70 Cent. Dann ab durch das Drehkreuz und ab geht der Peter. Vorher noch schnell den 50 Cent-Gutschein in den Geldbeutel geprümmelt welchen der Apparat ausspuckt (habe ich noch nie eingelöst).

Nun hatten wir auf der Rückfahrt die Situation, dass ich schon nach verlassen des Schiffes hätte austreten können. Ich war auf dem Schiff aber zu spät dran, wir mussten runter vom Kutter und zu unserem Bus. Gut, gehe ich halt im Bus. Das habe ich aber nicht geregelt bekommen aus o. g. Gründen. Knapp 2,5 Stunden Fahrt folgten, dann kam unsere „Zwischenstop-Raststätte“. Drei Mal dürft ihr raten, wer gerannt ist.  Es war aber so, dass zeitgleich mit uns noch weitere Reisebusse anhielten, und noch weitere Damen und Herren aufgehalten hatten: Wie eine Karawane wenn der Sultan Durst hat. Ein Gerammel in der Raststätte, fast alle runter auf die Toiletten. Die von unten kamen mussten warten: Eine Menschentraube mit Blase randvoll war auf dem Vormarsch. Ich drängele eigentlich nicht, bis auf diesen Tag. Ich habe links und rechts überholt, hatte die 70 Cent schon in meiner schweißnassen Hand und tippelte vom rechten Bein und auf das linke Bein. Während man vor mir erst das Geld passend suchte, habe ich mich wieder vor gedrängelt und passierte das Kreuz: Jau, drin. Da stand mein Geschlecht dann aber auch noch vor den Türen. Tür auf – Tür zu – Tür auf – Tür zu. Rotes Schloss – weißes Schloss – rotes Schloss – weißes Schloss. Immer Action da drin bei dieser Anzahl von Damen. Und ein Geschnatter wie im Puten-Stall.

Man ist ja unglaublich erleichtert, wenn man dann diesen Trupp verlassen kann und zum Bus schlendert als wäre nix gewesen.

Warum ich mir dann gleich einen Kaffee rein drehen musste in dem Wissen noch 2,5 Stunden im Bus zu sitzen, weiß der Himmel. Aber gut, im Bus wäre ja eine Toilette gewesen. ^^

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Bombenstimmung bei der Tagesfahrt zur Kieler Woche

Von Bus-Charter, Knutsch-Buden und Uwe

Uslar/Northeim Nun habe ich meine Jungfernfahrt hinter mir was Tagesreisen mit einem Busunternehmen angeht.

Ich fahre nicht gerne Auto. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit  Kataloge von Busunternehmen angefordert. Für mich die perfekte Alternative um mal durch das Land zu kommen. Was früher als „Kaffeefahrt“ betitelt wurde, mit dem Hintergedanken, dass man mit Heiz- und Rheuma-Decken nach Hause kommt und so manch anderem Krimskram, ist zumindest bei mir seit der Tour nach Kiel nicht mehr im Kopf.

„Ist im Bus ein Klo?“

Als ich mit meiner Kollegin und Freundin gegen 3.30 Uhr aufbrach Richtung Northeim, wusste und ahnte ich nicht im entferntesten was da auf uns zukommt. Man stellte sich so manche Frage:

Was fahren da für Leute mit?“

Wird uns gesagt wo wir hin müssen? Wo wir uns sammeln?“

Läuft da jemand mit einem Schild umher, um uns am Ende wieder zum Bus zu lotsen?“

„“Ist im Bus ein Klo?“

Fragen über Fragen.

So standen wir um 4.30 Uhr mit vielen Mitreisenden am Bus. Ich mit einem Jutebeutel voller Essen und Trinken. Viel zu viel wie sich später herausstellte.

Der sympathische Busfahrer Uwe

Unser Fahrer hieß Uwe und es sollte sich im Laufe des Tages mehrmals bestätigen, dass der gute Mann viel Wissen hatte. Er erklärte auf dem Weg nach Kiel den gerade aktuell passierten Orten/Städten betreffend eine Menge. Und er kochte in den kurzen Pausen immer wieder Kaffee für uns alle. Was wir dankend annahmen. Denn viel geschlafen hatten wohl keiner von uns, man musste mit Koffein pimpen.

In Kiel angekommen, gingen wir zu unserem Schiff. Mit diesem sollte es hinausgehen aufs Wasser. Brunch war auch angekündigt. Wir wurden mit einem Glas Sekt begrüßt von wirklich netten Damen und Herren der Crew.

Bombentisch

Noch zwei Ehepaare aus unserem Bus kamen mit an den Tisch an dem wir saßen, und die Stimmung ging gleich steil an Bord. Raunte mir meine Kollegin zu: „Bombentisch.“ Wir haben Tränen gelacht, es passte einfach mit uns allen. Die Konversation begann. Das ist ja das spannende, wenn man mit fremden Menschen gemeinsam einen Tag verbringt.

Während ich noch glaubte, dass es bestimmt Marmelade aus kleinen Einwegpötten gibt, dazu Brot und Wurst und vielleicht ein Ei, wurden wir eines besseren belehrt: Ein Brunch wie aus dem Bilderbuch. Absolutes Highlight: Das Büfett wurde wie eine Art Hebebühne nach oben gefahren. Plötzlich fuhr ein Teil des Schiffsbodens hoch und Trommelwirbel: Kalte und warme Köstlichkeiten kamen ans Tageslicht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es gab alles was das Herz begehrt. Und saulecker war es auch.

Die Knutsch-Bude

Nachdem wir den Magen gefüllt hatten, ging es hoch aufs Schiff an die frische Luft. Ich wollte das Wasser riechen und die Möwen hören. Es wehte eine starke Brise, nieselte auch immer mal wieder. Was mich allerdings nicht störte, ich sog die mir sich bietenden Bilder auf wie ein Schwamm. Mir doch egal wenn ich auf dem Kopf aussehe wie ein aufgeplatztes Sofakissen, außer meiner Kollegin kennt mich dort keiner.

Als wir wieder Land betraten, ging es über das Areal der Kieler Woche. Stand an Stand, das Angebot war unfassbar. Es gab auch eine „Knutsch-Bude“. Während meine Kollegin und ich noch dachten, dass da so alteingesessene Singlefrauen wie wir mal kurz geküsst werden, gegen Bezahlung natürlich, sah die Realität schon etwas anders aus: Es ging um Schnäpse. Okay, schade, och Mensch. Aber unser Gedanke war toll. Man sollte dieser Art der Interpretation vielleicht weiter verfolgen. Gibt ja genug Singles.

 Capirinha in der Hand

Danach gingen wir Richtung Innenstadt Kiel. Ohne Plan – ohne Ziel – einfach drauf los. Und wir landeten vor der großen Bühne eines namhaften Radiosenders aus Hamburg. Es waren zwei Liegestühle frei, wir beide uns gleich da drauf geschmissen mit unserem Handtaschen und es war Extrem-Chilling angesagt. Tolle Musik auf der Bühne, Longdrinks in der Hand, die Sonne dann doch im Gesicht: Es war wie Urlaub.

Kleiner Hinweis an die Frauenwelt: Kiel hat unglaublich hübsche Männer. Wir saßen nicht selten mit offenem Mund beim Beobachten der Leute, und ohne etwas zu sagen wussten wir was die andere gerade dachte. An dieser Stelle Glückwunsch an die anwesenden Ehefrauen dieser Männer.

Durchgezählt wie auf Klassenfahrt

Irgendwann schlenderten wir zurück, noch ein paar Souvenirs für die Kinder kaufend und dann Richtung Bus.

Wir waren auch vollzählig, es ist keiner versackt. Der Uwe hat uns immer durchgezählt, es war stellenweise das Feeling einer Klassenfahrt.

Kaum fuhr der Bus, fielen bei den ersten Fahrgästen auch gleich die Augen zu. Ich war viel zu aufgedreht, habe schon Bilder bearbeitet und in den sozialen Netzwerken geteilt.

Uwe sagte uns zum Schluss er sei froh, dass keiner von uns auf dem Schiff durch das hochfahren das Schiffsbodens durch die Luft katapultiert wurde, weil einer dort drauf stand. Ja Uwe, darüber waren wir wohl alle froh.

Die nächsten Reisen sind gebucht

Als wir gegen 23 Uhr wieder auf dem Gelände des Busunternehmens in die Nacht entlassen wurden, konnte ich kaum die Augen aufhalten. Noch knapp 30 Minuten Fahrt Richtung Uslar,  dann aber ab auf das Sofa oder ins Bett. Zum Glück hatten wir Urlaub eingereicht, nach einem solchen Ritt ist am Folgetag ein 9-stündiger Arbeitstag sicherlich eine Qual. Ich war noch immer so aufgewühlt. Weil ich lange, lange Zeit nicht mehr unterwegs war in dieser Form. Und mir nicht annähernd gedacht hätte, dass Reisen per Bus-Charter ein solch tolles Erlebnis ist. Für wirklich schmales Geld.

So komme auch ich Autofahr-Legasthenikerin mal durch die Republik. Die nächsten Fahrten sind schon gebucht. Ich hoffe, da sind dann auch „Knutschbuden“ nach unserer Interpretation am Start. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

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