Bombenstimmung bei der Tagesfahrt zur Kieler Woche

Von Bus-Charter, Knutsch-Buden und Uwe

Uslar/Northeim Nun habe ich meine Jungfernfahrt hinter mir was Tagesreisen mit einem Busunternehmen angeht.

Ich fahre nicht gerne Auto. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit  Kataloge von Busunternehmen angefordert. Für mich die perfekte Alternative um mal durch das Land zu kommen. Was früher als „Kaffeefahrt“ betitelt wurde, mit dem Hintergedanken, dass man mit Heiz- und Rheuma-Decken nach Hause kommt und so manch anderem Krimskram, ist zumindest bei mir seit der Tour nach Kiel nicht mehr im Kopf.

„Ist im Bus ein Klo?“

Als ich mit meiner Kollegin und Freundin gegen 3.30 Uhr aufbrach Richtung Northeim, wusste und ahnte ich nicht im entferntesten was da auf uns zukommt. Man stellte sich so manche Frage:

Was fahren da für Leute mit?“

Wird uns gesagt wo wir hin müssen? Wo wir uns sammeln?“

Läuft da jemand mit einem Schild umher, um uns am Ende wieder zum Bus zu lotsen?“

„“Ist im Bus ein Klo?“

Fragen über Fragen.

So standen wir um 4.30 Uhr mit vielen Mitreisenden am Bus. Ich mit einem Jutebeutel voller Essen und Trinken. Viel zu viel wie sich später herausstellte.

Der sympathische Busfahrer Uwe

Unser Fahrer hieß Uwe und es sollte sich im Laufe des Tages mehrmals bestätigen, dass der gute Mann viel Wissen hatte. Er erklärte auf dem Weg nach Kiel den gerade aktuell passierten Orten/Städten betreffend eine Menge. Und er kochte in den kurzen Pausen immer wieder Kaffee für uns alle. Was wir dankend annahmen. Denn viel geschlafen hatten wohl keiner von uns, man musste mit Koffein pimpen.

In Kiel angekommen, gingen wir zu unserem Schiff. Mit diesem sollte es hinausgehen aufs Wasser. Brunch war auch angekündigt. Wir wurden mit einem Glas Sekt begrüßt von wirklich netten Damen und Herren der Crew.

Bombentisch

Noch zwei Ehepaare aus unserem Bus kamen mit an den Tisch an dem wir saßen, und die Stimmung ging gleich steil an Bord. Raunte mir meine Kollegin zu: „Bombentisch.“ Wir haben Tränen gelacht, es passte einfach mit uns allen. Die Konversation begann. Das ist ja das spannende, wenn man mit fremden Menschen gemeinsam einen Tag verbringt.

Während ich noch glaubte, dass es bestimmt Marmelade aus kleinen Einwegpötten gibt, dazu Brot und Wurst und vielleicht ein Ei, wurden wir eines besseren belehrt: Ein Brunch wie aus dem Bilderbuch. Absolutes Highlight: Das Büfett wurde wie eine Art Hebebühne nach oben gefahren. Plötzlich fuhr ein Teil des Schiffsbodens hoch und Trommelwirbel: Kalte und warme Köstlichkeiten kamen ans Tageslicht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es gab alles was das Herz begehrt. Und saulecker war es auch.

Die Knutsch-Bude

Nachdem wir den Magen gefüllt hatten, ging es hoch aufs Schiff an die frische Luft. Ich wollte das Wasser riechen und die Möwen hören. Es wehte eine starke Brise, nieselte auch immer mal wieder. Was mich allerdings nicht störte, ich sog die mir sich bietenden Bilder auf wie ein Schwamm. Mir doch egal wenn ich auf dem Kopf aussehe wie ein aufgeplatztes Sofakissen, außer meiner Kollegin kennt mich dort keiner.

Als wir wieder Land betraten, ging es über das Areal der Kieler Woche. Stand an Stand, das Angebot war unfassbar. Es gab auch eine „Knutsch-Bude“. Während meine Kollegin und ich noch dachten, dass da so alteingesessene Singlefrauen wie wir mal kurz geküsst werden, gegen Bezahlung natürlich, sah die Realität schon etwas anders aus: Es ging um Schnäpse. Okay, schade, och Mensch. Aber unser Gedanke war toll. Man sollte dieser Art der Interpretation vielleicht weiter verfolgen. Gibt ja genug Singles.

 Capirinha in der Hand

Danach gingen wir Richtung Innenstadt Kiel. Ohne Plan – ohne Ziel – einfach drauf los. Und wir landeten vor der großen Bühne eines namhaften Radiosenders aus Hamburg. Es waren zwei Liegestühle frei, wir beide uns gleich da drauf geschmissen mit unserem Handtaschen und es war Extrem-Chilling angesagt. Tolle Musik auf der Bühne, Longdrinks in der Hand, die Sonne dann doch im Gesicht: Es war wie Urlaub.

Kleiner Hinweis an die Frauenwelt: Kiel hat unglaublich hübsche Männer. Wir saßen nicht selten mit offenem Mund beim Beobachten der Leute, und ohne etwas zu sagen wussten wir was die andere gerade dachte. An dieser Stelle Glückwunsch an die anwesenden Ehefrauen dieser Männer.

Durchgezählt wie auf Klassenfahrt

Irgendwann schlenderten wir zurück, noch ein paar Souvenirs für die Kinder kaufend und dann Richtung Bus.

Wir waren auch vollzählig, es ist keiner versackt. Der Uwe hat uns immer durchgezählt, es war stellenweise das Feeling einer Klassenfahrt.

Kaum fuhr der Bus, fielen bei den ersten Fahrgästen auch gleich die Augen zu. Ich war viel zu aufgedreht, habe schon Bilder bearbeitet und in den sozialen Netzwerken geteilt.

Uwe sagte uns zum Schluss er sei froh, dass keiner von uns auf dem Schiff durch das hochfahren das Schiffsbodens durch die Luft katapultiert wurde, weil einer dort drauf stand. Ja Uwe, darüber waren wir wohl alle froh.

Die nächsten Reisen sind gebucht

Als wir gegen 23 Uhr wieder auf dem Gelände des Busunternehmens in die Nacht entlassen wurden, konnte ich kaum die Augen aufhalten. Noch knapp 30 Minuten Fahrt Richtung Uslar,  dann aber ab auf das Sofa oder ins Bett. Zum Glück hatten wir Urlaub eingereicht, nach einem solchen Ritt ist am Folgetag ein 9-stündiger Arbeitstag sicherlich eine Qual. Ich war noch immer so aufgewühlt. Weil ich lange, lange Zeit nicht mehr unterwegs war in dieser Form. Und mir nicht annähernd gedacht hätte, dass Reisen per Bus-Charter ein solch tolles Erlebnis ist. Für wirklich schmales Geld.

So komme auch ich Autofahr-Legasthenikerin mal durch die Republik. Die nächsten Fahrten sind schon gebucht. Ich hoffe, da sind dann auch „Knutschbuden“ nach unserer Interpretation am Start. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

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Zeig mir Deine Handtasche, und ich sag Dir wer Du bist.

Diese Weisheit habe ich erst vor ein paar Jahren gerafft, als man mich und gefühlte andere 1548 Frauen bei einem Casting darauf hinwies, dass man evtl. man kurz in unsere Handtaschen lunzt. Weil man am Inhalt einer Handtasche erfahren kann wie die Frau so tickt. Der Mann sicherlich auch, aber der trägt ja keine Handtasche. Eher selten quasi 😉

Diese These stimmt aber. Sage ich jedenfalls. Am Inhalt und der Größe meiner Handtasche lässt sich erahnen, dass ich mehr so die „immer rein, das wird irgendwann sauwichtig sein-Tusse“ bin.

Ich fahre Sonntag zur Kieler Woche. Nur einen Tag. Tagesreise sozusagen. Nichts dolles, ich verlasse nicht das Land und bin auch keine 5 Monate weg. Aber ich überlege seit einigen Tagen was ich alles so mitnehmen muss in meiner Handtasche: Getränke, Essen, Taschentücher, Fotoapparat, Kopfschmerztabletten, etwas für den Magen (es geht auf ein Schiff), Handy, Ladekabel, Geldbörse, Papiere, Kuli und Block, Deo, Parfüm, diverse Hygieneartikel wie Feuchttücher, Desinfektionsgel, einen Schirm, eine dünne Jacke/einen Pulli. Ich hasse das! Ich hasse das echt! Noch nie hat man gelesen, dass ein Tagesausflug richtig übel endete weil eine Frau ihr Deo vergessen hat. Oder ihren Kuli.

Noch nie habe ich erzählt bekommen, dass ein Tagesausflug in der Notaufnahme endete weil eine Frau ihre Schmerz- und Magentabletten vergessen hat. Oder das Desinfektionsgel.

Noch nie habe ich erlebt, dass ich bei einem Tagesausflug ohne Stift und Block in eine lebensbedrohliche Situation kam.

Aber trotzdem kann ich dieses Gerammel in meiner Handtasche nicht abstellen. Orrrr!

Das Teil wiegt ja dann auch! Da ich Querträgerin bin, also meine Tasche immer locker-flockig seitlich trage, muss ich hin und wieder wechseln. Sonst gehe ich krumm.

Am schlimmsten ist es dann, wenn ich etwas suche in dem Ding: Katastrophe!

Meinem Schwager ist mal aufgefallen, dass ich da einen Brauch übernommen habe: In unserer Familie ist das wohl Pflichtprogramm. Sieht man eine Frau schief gehen, mit einer Handtasche die aussieht als würde sie 35 kg wiegen, dann ist die Trägerin eine „Werner“.

Aber gut, wir haben Bullrichsalz dabei während andere über die Reling reiern. Ich wollte es nur gesagt haben.  Bitte, gerne 🙂 ^^

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„Schland“, Sammelkarten und Orakel: Kuriositäten um die WM.

 

Uslar Mir steigen dieser Tage wieder kleine Kötzerchen im Hals hoch wenn ich das Wort SCHLAND lese oder höre. Was nach der Entstehung dieses Wortes für einige Zeit noch recht witzig war, geht mir heute irgendwie auf den Sack. Aber mich fragt ja keiner. Außerdem werde ich es überleben 😉

Uschlaaaaa, das is in Nordschland

Nun habe ich das Wort SCHLAND mal gegoogelt: Es gibt sogar bei Wikipedia ganz viele Erklärungen dazu.

Wusstet ihr, dass dieses Wort ein geschütztes Markenzeichen ist seit 2015?

Und seit 2014 im Nachschlagewerk „Neuer Wortschatz“ zu finden?

Dass SCHLAND schon seit 2002 umher geistert?

Da war ich wohl vorhin etwas baff über die Infos. Ich kenne Leute, die sagen SCHLAND wenn sie mit 4,8 Atü auf dem Kessel im Taxi sitzen und erklären wollen wo sie hin möchten:

„Uschlaaaaa, kennste? Uschlaaaa, da is in Schland, Nordschland. Fahr los jetzte!“ Hicks.

Aber gut, wenn dieses Wort mit Feierlaune in Verbindung gebracht wird, lasse ich es mal durchgehen 😉

Eberhard und Seppi

Die „Orakel“ sind bei dieser WM auch wieder Thema.

Paul die Krake war das unangefochtene Fußball-Orakel Nummer 1. Paul hat ja leider nicht überlebt.

Nun gibt es noch den sibirischen Tiger Fedor, den Schneeleopard Sagar, Eberhard das Landschwein, Eisbärbaby Nannok, Elefantenbaby Nelly, Elefantenkuh Zella, Seebärin Daisy, Pinguin Flocke und Seppi den Dackel. Ich sah erst heute eine Ziege die sich nicht namentlich vorstellte, die aber mit ihren Kolleginnen und Kollegen auch orakelt. Irgendwie orakelt das Tierreich gerade zu 80% die WM. Mein Favorit wäre übrigens Eberhard das Landschwein, gefolgt von Seppi dem Dackel. Die Namen sind mir so symphatisch 🙂

Sie tauschen und tauschen und tauschen

Beim Einkaufen heute war ein Papa hinter mir, welcher zu seinem Kurzen sagte: „Hier gibt es bestimmt Fußballkarten.“ Dabei verzog er das Gesicht gequält. Stimmt, ich wurde auch beim Bezahlen oft gefragt ob ich diese sammele. Ich sammele alles, aber nicht diese Karten. Weil ich auch echt nicht weiß, was die mir bringen. Erst vor Kurzem wurde in einer lokalen Gruppe Uslar betreffend entschieden, dass das tauschen dieser Karten in der Gruppe nicht mehr gestattet ist. War das teilweise ein wildes Geschreibsel:

„Hier, ich habe 364x die Karte X und suche die Karte Y. Wer hat? Wer will? Wer tauscht? Hä? Was?“

So wirklich hatte das mit Uslar nichts zu tun, in dieser Gruppe geht es mehr um Stories aus dieser wilden Stadt in Nordschland 🙂

Auch wenn ich jetzt nicht soooooo die WM-Maus bin, keine Wimpel am Auto habe, keinen Schlüppa in Schwarz-Rot-Gold trage, also das Spektakel nicht so wahnsinnig verfolge, kam ja doch unter dem Strich eine Kolumne bei rum. Dann will ich mal nicht meckern hier. ^^

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Young- und Oldtimer-Fans aufgepasst: „Classic Drive“ an der Weser

(Quelle Bilder: LWRpctrs)

Classic Drive“ an der Weser: Autos, Musik und Feeling aus drei Jahrzehnten in einer rattenscharfen Kulisse.

Wahlsburg-Lippoldsberg/ Autoliebhaber, Young- und Oldtimer-Fans aufgepasst: Wenn sich am Samstag dem 30.06. ab 14 Uhr an der Sportarena Wahlsburg knapp 150 Autos zur Schau stellen, welche mehr als 25 Jahre auf dem Buckel haben und eine Geschichte im Gepäck, dann ist „Classic Drive“ an der Weser angesagt. Da mag sich die/der ein(e) oder andere Besucher/Besucherin auch auf eine Zeitreise begeben. Und jeder tut zudem etwas Gutes. Denn der Eintritt ist frei, alle Überschüsse von diesem Tag gehen an die Elternhilfe für das krebskranke Kind e. V. Göttingen. Sauber, Jungs.

Was als „Bavarian Classic“ begann, initiiert von Wolfgang Brand & Friends, geht nun nahtlos über in „Classic Drive“. Ab den Nachmittagsstunden können beispielsweise amerikanische V8 Bolieden, BMW Klassiker, der Porsche 911 oder Raritäten wie der Golf I zu bestaunen sein. Es wird gemunkelt, dass das älteste dort angemeldete Fahrzeug aus dem Jahre 1928 stammt. Der Anblick und die Stimmung an diesem Tag sollte das Herz eines jeden Fans höher schlagen lassen. Es werden bei diesem Event drei Jahrzehnte, die 70er, 80er und 90er Jahre Grundlage sein für einen sicherlich außergewöhnlichen Tag. Nicht nur die Musik wird so manchen Gast erinnerungstechnisch ein paar Jahre zurück katapultieren, sondern auch das kulinarische Angebot: Burger, Barbecue, Crèpes und Softeis. Wer mag, der kann im Beach-/Lounge-Bereich kurz abchillen, Cocktails und andere Kaltgetränke schlürfen, sich gerne auch ein Stück Kuchen und einen Pott Kaffee gönnen. Sicher ist auch, dass sich das ein oder andere Gespräche ergeben wird unter den Besuchern. Fachsimpeln quasi.

 

Man darf gespannt sein auf eine Veranstaltung, welche es in dieser Art hier im Raum Südniedersachsen/Nordhessen noch nicht gegeben hat.

Mich persönlich lockt ja schon der Gedanke an die Musik der 80er und das Softeis. Und das Wissen, an diesem Tag sicherlich viele noch nicht bekannte Gesichter zu sehen.

Abschließend sei nochmals gesagt, dass nicht nur vom Programm her viel geboten wird. Dieser Tag wird am Ende etwas bewegen mit der Spende an die Elternhilfe für das krebskranke Kind e. V. in Göttingen.

Das alles sollte Grund genug sein mal in Lippoldsberg vorbei zu schauen. Wobei Lippoldsberg eh eine Reise wert ist, wissen wir ja (fast) alle 😉 

Info:

Wann: Samstag, 30.06.2018

Wo: Am Sportplatz, 37194 Wahlsburg-Lippoldsberg

Ab: 14.00 Uhr

Bis: 0.00 Uhr

Guckst Du: Classic Drive Community

Oder hier: Eventbeschreibung auf Facebook

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„Sind die Vahler Hüpper in unserer Nähe? Hä? Sind sie?“

Wenn die Bollchen ganz tief fliegen

Uslar/Schoningen Sicherlich hätten viele von uns plärren können als es am letzten Sonntagvormittag schüttete wie aus Kübeln. Gerade die, welche beim Umzug in Schoningen mitgehen wollten oder als Zuschauer Bollchen einsammeln. Von der Feuerwehr Schoningen ganz zu schweigen, denn der Sonntag war der Ausklang des Festes, u. a. auch mit dem Dämmerschoppen. Wir haben in der Whatsapp-Gruppe noch diskutiert ob wir überhaupt mitgehen, ob wir mit Schirm mitgehen, mit Regenmantel usw. Aber schwupps: Gegen Mittag kam die Sonne raus und es war alles gerettet.

Horst-Herbert

Wir trafen uns vor der Tür eines Feuerwehrmannes, ich nenne ihn jetzt mal Horst-Herbert. Dieser Horst-Herbert hatte uns einen Bollerwagen zur Verfügung gestellt. Während wir unseren Kladderadatsch dort rein prümmelten, erschien Horst-Herbert. Er gab auch eine Runde Kaltgetränke aus. Sehr gastfreundlich, der Horst-Herbert. Als die Damen und Herren vom Delegiertentages des Feuerwehrkreisverbandes Northeim Schoningen verließen, kamen die Trecker, Fußgruppen und Leiterwagen in Schoningen an. Wilde Bässe klangen durch die Luft, die Stimmung ließ zur Mittagszeit schon erahnen was noch so geht: Kein Rotkohl mit Roulade, sondern Party z. B. in der Bachstraße und so.

Wo gehen die Vahler Hüpper?

Wenn im Uslarer Land Umzüge stattfinden, fragen sich alle Beteiligten folgendes:

„Gehen die Vahler Hüpper hinter uns?“

„Wo gehen die?“

„Kann bitte jemand Duschhauben besorgen?“

Wir hatten sie hinter uns, die Vahler Hüpper. Und was soll ich sagen? Einige tänzelten extra um den Wagen herum um eine Abkühlung zu erhalten aus dem Hals des Frosches.

Fliegen die Bollchen so tief oder die Schwalben?

Als wir in die Straße gingen an der wir uns aufstellen sollten, hatte man mit Farbe schon die Startnummern auf den Asphalt gesprüht. Wir waren richtig, die Schoninger Mädels vor uns waren richtig. Irgendwie schienen aber auch nur wir richtig zu sein. Denn hinter uns stand keiner mehr. Es hätten aber noch 8 Gruppen folgen müssen. Eine Querstraße weiter stellten sich auch welche auf. Irgendwie stellten sich überall welche auf. Und die Sonne brannte vom Planeten. Die Kapelle aus Schönhagen blies in die Klarinette und es ging rund mit der Marie. Stimmung war bombig. Die ersten Bollchen flogen, die ersten Tüten Brausepulver flogen auch (knapp 350 an der Zahl), es wurde gewunken und gerufen und gelacht. Es war wahnsinnig drückend und warm, einige hatten Handtücher im Nacken hängen und kippten von oben rein, was durch die Poren wieder raus ging. Oder durch die Blase 😉

In der Knickstraße knickte es weg

In der Knickstraße, leichte Linkskurve mit Anstieg, knickte unser Bollerwagen-Gestell ein. Zuviel Proviant drin quasi. Ja, so eine Bio-Banane wiegt `ne Menge 😉  Ich lief knapp 30 m weiter mit einer alten Schranktür in der Hand. Es muss gewirkt haben als liefe ich für Werbung für das Möbelhaus vom Schweden.

Aber wir hatten zwei „Dreibeiner“ dabei, die reparierten das in Windeseile.

Rammen in den Chaisen

Auf dem Festplatz angekommen, rannten viele Richtung Toilettenwagen. Gerade die Frauen. Und dann ging es kollektiv auf den Platz und auf das Zelt. Erstmal setzen – quatschen – fröhlich sein. Die ein oder andere Pizza streifte den Gaumen. Und man sah endlich die anderen Teilnehmer des Umzuges.

Ja, und dann ging es wieder für viele Richtung Autoscooter. Ich, die am Tag vorher noch tröterte:

„Wie kann man sich da rein setzen? Zu gefährlich, zu teuer, so ein Blödsinn!“,

fand ich mich dann auch in einer Chaise wieder. Und das nicht nur 1x oder 2x. Mal stieg hier einer zu und da eine aus. Und es wurde gerammelt wie irre. Also jetzt mit den Chaisen. Blutergüsse gab es auch in unseren Reihen.

Wenn das Reh schaut wie der Papa damals

Mittlerweile standen die Weserbergland-Musikanten auf der Bühne. Und das Freibier rann durch die Kehlen. 

Als ich gegen 21.30 Uhr Richtung Uslar startete, zu Fuß, wie eine Tusse aus den 80ern, passte das alles. Okay, okay, okay, das Wild auf der Mitte der Strecke schaute mich böse an. Wie meine Eltern damals wenn ich zu spät aus dem Meeting kam. Da fühlste Dich echt Scheiße.

Liebe Feuerwehr Schoningen, ich habe euer Fest echt genossen. Drei Tag feiern, einen Tag Urlaub, sechs Stunden mit Schüttelfrost auf dem Sofa liegend. Das war es uns aber wert. Hoffentlich in 5 Jahren wieder. Aber erst sind Verliehausen und Kammerborn am Start. ^^

 

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Wo ist denn der Olli hin?

(Quelle Bild: Free Photos).

Feuerwehrfest Schoningen, Part I – Von Fischbrötchen, Baustellenschildern und vielem, vielem mehr.

Schoningen/Uslar Drei Tage Feuerwehrfest, das bekommt man gar nicht alles in einen Bericht. Monate darauf gefreut, und dann ist alles so schnell vorbei. Ich hätte noch tagelang weiter feiern können.

Für viele begann die Sause am Freitag, gerade für die vielen Feuerwehrfrauen und -männer aus der Region. Der Kommers läutete das Zeltfest ein. Zwar war am Donnerstag schon die Mitgliederversammlung der Volksbank Solling im Zelt, allerdings ohne mich. Vier Tage feiern traue auch ich mir nicht mehr zu.

Beim Betreten vom Festplatz dominierten optisch die „hellblauen Oberhemden“ das Areal, die Damen und Herren der verschiedensten Feuerwehren füllten den Platz mit Leben. Ich habe schnell das Gelände abgescannt um zu schauen was man denn Essen könnte z. B., wo die Schießbude steht und ganz wichtig: Der Toilettenwagen.

Im Zelt herrschte auch reges Treiben, noch saßen die meisten artig auf ihren Stühlen. Bei einem solchen Fest ist ja klar, dass die Theke umlagert wird wie das Licht von den Motten. Das Wetter war traumhaft und es war noch sehr warm. Da muss man viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Ob nun mit Hopfen oder ohne. Im Trend lag: Mit Hopfen!

Die Party-Band „Dolce Vita“ stand schon auf der Bühne und heizte den Besucherinnen und Besuchern ein. Langsam aber sicher füllte sich die Tanzfläche, langsam aber sicher kam Stimmung in die Bude.

Wie das eben so ist in einer Kleinstadt bzw. auf dem Dorf, kennt man sich ja quasi untereinander. Das ist beinahe wie eine Familienfeier. Was heißt, dass man sich natürlich viel unterhält. Wenn man nicht gerade tanzt. Oder am Toilettenwagen steht.

Abendbrot gab es bei mir auf dem Platz. Die obligatorische Bratwurst schafft so manche Grundlage für den weiteren Verlauf des Abends. Oder das Fischbrötchen. Oder die Pizza. Oder, oder, oder.

Ich bin eigentlich weniger die Tanzmaus. Eigentlich. Wo fand ich mich wieder? Genau: Auf der Tanzfläche! Mit vielen anderen. Wenn die einschlägigen Gassenhauer kommen aus dem musikalischen Bereich und ich mit den Füßen anfange zu wippen, dann weiß ich wie es endet: Wild klatschend und mit vollem Körpereinsatz den Zeltboden bearbeitend. So trug es sich zu, dass ich mit meinem Lieblingsfeuerwehrmann, dem „Olli“, abhottete. Der Olli verschwand plötzlich nach hinten rechts und legte dort ein „Solo“ ein im tanztechnischen Bereich. Und ich denke noch so:

„Stinke ich?“

„Ist es dem Olli peinlich, dass Du tanzt wie ein Storch nach 4 Gläsern Apfelkorn?“

„Hast Du ihn versehentlich getreten?“

Und plötzlich war der Olli weg! Man munkelt, sein Heimweg war lang. Sehr lang. Und sehr kurvig.

Wenn man als Mutter nachts vom Kind abgeholt wird, ist das Zeitfenster kein großes Zeitfenster. So schaffte ich den Absprung am Freitag recht unbeschadet. Was für den Samstag komplett an Gültigkeit verloren hat, aber komplett!

Die Party-Band „Remmi Demmi“ war Samstag am Start, wie so oft bei Veranstaltungen in Schoningen. Das Zelt voll, der Festplatz voll, mancher Besucher halt auch. Der Autoscooter war in Betrieb, man glaubt nicht was da los war. Neumodernes Fahrgeschäft-Gedöns? Braucht kein Mensch! Ein Autoscooter geht immer.

Das Tanzbein habe ich nicht geschwungen, ich kam da gar nicht zu. Man unterhält sich mit so vielen Leuten an solchen Abenden, dass ich schon immer Bollchen in der Hosentasche habe damit der Hals nicht trocken wird. Gegen Ende des Abends, am Stehtisch Zeltausgang rechts, trugen sich Gespräche zu, dass glaubt einem kein Mensch. Sehr unterhaltsam war es, sehr informativ, sehr … na ja.

Ebenfalls immer in der Hosentasche bei solchen Festen das Kleingeld für den Toilettenwagen. Das war in Schoningen der sauberste Wagen den ich jemals benutzt habe. Und der mit der besten „Durchlaufzeit“. Weiß der Himmel woran es lag, dass ich nie warten musste. Bei Frauen ist das ja immer an Dramatik nicht zu überbieten. Bei solchen Festen besprechen Frauen gerne auf der Toilette den Weltfrieden. Stundenlang. Auch gerne nebenbei noch nachschminkend. Das war an dem Abend nicht der Fall. Oder ich war auf dem Herren-Klo, man weiß es nicht. Es sah auch zu späterer Stunde auf dem Frauen WC nicht aus wie bei den Hottentotten. Die nette Dame und der nette Herr hatten das super im Griff.

Ehe man sich versieht zeigt die Armbanduhr eine Zeit an die schlussfolgern lässt, dass die Sonne bald am Firmament erscheint. Am Schoninger Firmament. Ach herrje, so lange wollte man ja eigentlich gar nicht bleiben. Der Gang an die Straße ist irgendwann unabdingbar, immerhin muss man noch einen Tag durchhalten irgendwie, denn der Sonntag sollte der Finaltag des Festes sein. Mehr dazu gesondert, das kann ich hier nicht mehr alles niederschreiben, das war der Kracher in Tüten. Jedenfalls stehen wir an der Straße und warten auf ein Taxi, die Idee hatten zig andere auch. Da oben war mehr los als auf dem Zelt. Die Leute sind an die Taxis gesprungen wie der Rammler auf die Häsin. Alle wollten nach Hause. So zog es sich. Ich stand noch nie in meinem Leben so lange an der Landstraße in Schoningen. Mein Kind zog rechts an mir vorbei, die Jugend ist zu Fuß gegangen. Die haben ja auch die jüngeren Beine. Während wir also weiter warteten (meine Kollegin und ich), schon auf einer Mauer sitzend, kommt eine junge Frau an die Straße. Erst zündete sie feierlich etwas an, es sah aus wie ein Brief. Können aber auch Kontoauszüge gewesen sein. Und dann … Achtung … Attention: Fing sie an die Straßen-Absperrung auseinander zu bauen. Sie hatte schon das Durchfahrt verboten-Schild in den Händen. Ich wollte noch sagen, dass das sicherlich nicht in die Handtasche passt. Und dass man sich nicht besser fühlt, wenn man mit einem Durchfahrt verboten-Schild im Arm aufwacht am nächsten Tag. Oder mit den lustigen Blinklichtern auf dem Nachttisch. Aber: Ich habe mich da nicht mehr eingemischt. Vielleicht auch aus Angst, sie zündet noch meine Handtasche an. Oder meine Haare. Hätte gut gebrannt bei den Mengen an Haarspray am Hinterkopf.

So saß ich gegen 4.30 Uhr endlich in meiner Küche, noch eine Zigarette rauchend und den Abend Revue passieren lassend. Ich kam über die Gespräche am Stehtisch Zeltausgang rechts nicht weg. Schenkelklopfer!

Ich kam auch nicht über das Wissen hinweg, dass 5 Stunden später der Wecker klingelt, weil man sich dann schon wieder fertig machen muss für die Teilnahme am Umzug. Und genau dieser Umzug und genau dieser Sonntag gehen auf meine persönliche Rankingliste der schönsten Sonntage seit langem. Mehr dazu aber später.^^

 

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Es wird schrill, laut und bunt.

(Quelle Bilder: Freiwillige Feuerwehr Schoningen, Steffi Werner)

Live is life – nanaaanananaa

Uslar/Schoningen Seit Wochen schon freue ich mich auf das jetzige Wochenende: Feuerwehrfest im Nachbarort. Ich werde die nächsten drei Abende zu Hause nicht zu finden sein sondern auf dem Zelt. Eine Festkarte für alle drei Tage liegt schon bereit. Ab heute Abend geht es rund mit der Paula 🙂 

Die Freiwillige Feuerwehr Schoningen ist quasi meine Lieblingsfeuerwehr. Wir sind manchmal dicke, die Feuerwehr und ich. Von daher musste ich nicht darüber nachdenken, ob ich den Festplatz aufsuche oder nicht. Ob ich im Vorfeld einen Artikel schreibe oder nicht. Ob ich mir ein paar Euro mehr in die Geldbörse stecke oder nicht.

Hier wird es die nächsten Tage viel Tiefkühlkost geben, denn auch tagsüber wird man mich dort finden. Gerade am Sonntag, da schon ab Mittag. Weil: Ich nehme mit meinen Freunden am Festumzug teil. Mit Bollerwagen. Als Fußgruppe. Mit schrillen Klamotten, lauter Musik und sicherlich ganz viel Spaß in den Backen. Anhand des Bildes wird man das Motto erraten können. Oder? Wer hier aus der Nähe ist: Ab 14 Uhr startet der Umzug. Es wird gemunkelt, über 30 Festwagen und Fußgruppen schlängeln sich durch Schoningen.Sauber 😉

 

Eben kam mein langersehntes Paket mit all den Assessoires, ich musste im Kostümhandel bestellen.

Klamottentechnisch war hier bei einer namhaften Bekleidungskette gerade UNSER Thema DAS Thema. Viele von uns haben sich dort noch schnell eingekleidet. Ich bin mal gespannt, ob wir teilweise das gleiche tragen. Was ja nicht schlimm wäre. Wir wollen nur etwas mitfeiern und Erinnerungen an ein tolles Jahrzehnt wecken. Und ich denke, genau das wird uns gelingen.

Ich will nachher noch zwei Schilder mit meinen Logos versehen, war extra im Baumarkt und habe alles besorgt. Das mag was werden, ich bin ja nicht so die Bastelmaus. Und meine Handschrift ist auch eine Katastrophe. Sicherlich wird es viele fluchartige Tiraden geben auf meinem Balkon nachher.

Olli, vielen Dank nochmals, dass Du mir das Angebot gemacht hast teilzunehmen am Sonntag. Und für die Leihgabe des Bollerwagens.

Günter, ich stelle mich auf eine wilde Tanzpartie mit Dir ein. Habe mir extra Magnesium- und Vitamin-Brausetabletten gekauft, damit ich nicht wieder abkacke wenn Du gerade zu Höchstform aufläufst.

Steffen und Daniel, wir sehen uns sicherlich nach dem Umzug noch auf dem Zelt.

Gritlinde, feudel Deinen Ghettoblaster nochmal über und lade das Ding voll bis obenhin mit der besten Musik ever.

Carmen, werde schnell wieder gesund.

An die Taxifahrer aus der Region: Schon jetzt ein von Herzen kommendes „Entschuldigung“ für meine schwallartigen Reden des nachts in Ihren Fahrzeugen.

Feiern tut gut, das darf man sich mal gönnen.

Den Schoningern wünsche ich ein rappelvolles Zelt und Stimmung, dass sich die Balken biegen. Wobei das sicherlich genau so kommen wird, da zweifel ich nicht eine Sekunde dran.

Euch allen natürlich auch ein tolles Wochenende bei dem was ihr so treibt.

Bis nächste Woche dann.  Montag habe ich Urlaub.  ^^

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Lesereise Samuel Koch: Wenn Humor und Betroffenheit so dicht beieinander liegen.

Schönhagen/Uslar Vorgestern in Schönhagen (Uslar/Solling) beim Programm „Rolle vorwärts“ von Samuel Koch (am 04.12.2010 in der Sendung „Wetten, dass …“ schwer verunglückt), in der Martin-Luther-Kirche, bot sich vor Beginn der Veranstaltung am Gotteshaus eine breitgefächerte Palette von Menschen: Alle Altersklassen waren zu sehen, das Geschlecht fast gut ausgewogen zwischen Mann und Frau. Kerngesunde, aber auch gehbehinderte Menschen und Menschen im Rollstuhl fanden sich ein. Wie das so auf dem Dorf ist, gab es vor der Tür schon Getränke, shake hands hier, ein Plausch da. Beobachten, wer sich denn noch so dort sehen ließ. Die Kirche war noch verschlossen.

Bis ein dunkler Wagen vor der Kirche hielt. Ich versuchte eine Blick zu erhaschen, das musste der Wagen mit Samuel sein. Meine Güte, man ist ja aufgeregt wie eine 8-jährige. Als sich die Kirchentüren öffneten und die Menschen hinein strömten, lag für alle die freie Sicht nach vorne auf der Prioritätenliste. Wir drei Damen landeten im Flügel rechts mit Säule vor der Nase. Mehrmaliges rutschen und rücken von rechts nach links und links nach rechts und vor und zurück. Die Sitzposition war dann gefunden. Ich war noch nie in dieser Kirche, fand sie sehr beeindruckend. Pastor Schiller, quasi der Gastgeber, leitete den Abend ein. Ein Pastor, dem viel Sympathie bescheinigt wird hier in der Region. Und dessen Name von Samuel Koch an diesem Abend oft genannt wurde. Die beiden verstanden sich irgendwie.

Beim Blick nach hinten sah ich ihn: Samuel Koch! Wieder das Verhalten einer 8-jährigen, mit dem Finger auf ihn zeigend, weil ich so ergriffen und auch etwas überwältigt war. Und dann fuhr Samuel in seinem Rollstuhl nach vorne. Sein Blick wirkte auf mich konzentriert oder traurig, ich konnte es nicht deuten. Jedenfalls verunsicherte mich dieser Blick kurz.

So begann ein fast 3-stündiges Programm, gefüllt mit seinen Geschichten, slapstickartigen Kommentaren, mit der Musik seiner Freunde und mit den Fragen der Besucher. Es war ein Wechsel von all dem.

Bei seiner ersten Lese-Passage hatte ich noch Schwierigkeiten in die Thematik zu kommen. Da fiel mir auch seine ungewohnte Atmung extrem auf. Das wurde allerdings im Laufe des Abends immer besser. Und ich war drin in seiner Geschichte. In der Geschichte um Samuel. Mit Passagen seine Mutter betreffend, mit dem versteckten Liebesbeweis an Sarah Elena (ich habe mitgezählt, bei der Dankbarkeitsliste nannte er ihren Namen 3x), bei dem Bericht, wie oft sein Vater ihn als Kind schon mit einer „1 plus“ belohnte verschiedene Begebenheiten betreffend.

Es gab so viele Stellen an diesem Abend die uns lachen ließen, die uns schlucken ließen, die uns betroffen machten. Hin und wieder wurden sich auch Tränen aus den Augenwinkeln gewischt.

In Erinnerung ist mir sofort die Schilderung als er damals in der Rehaklinik lag, „platt am Laken“, wieder bei Bewusstsein und das alles verarbeitend, und sich Menschen im Rollstuhl an seinem Bett versammelten. Und ihm sicherlich mit tröstender Absicht demonstrieren wollten, dass ein Leben im Rollstuhl quasi jetzt nicht soooo das Drama ist. Was gut gemeint war und dem einen vielleicht hilft, ist für den anderen total überfordernd. Nachvollziehbar, dass man diese Begegnung lieber aus seinem Gedächtnis streichen würde.

Samuel Koch brachte uns an diesem Abend Probleme nahe aus seinem Leben, an die man als beweglicher Menschen nicht denkt: Wenn die Nase juckt und man sich nicht kratzen kann. Wenn man niesen muss, und dabei fast aus dem Rollstuhl kippt. Wenn einer von zig Kleiderbügeln mit dem Haken in die falsche Richtung hängt, man dieses gerne ändern möchte, aber nicht kann. Dinge, die wir bewusst schon nicht mehr wahrnehmen, bereiten ihm stellenweise Probleme oder Kopfzerbrechen. Auch wenn er das sehr humorvoll schilderte. Wie den Bericht über die Raufasertapete 🙂

Oder die wilde Fahrt in einem Fahrgeschäft auf dem Schützenfest Hannover mit seinem Bruder, die in einer Katastrophe hätte enden können. Weil Samuel aus dem Sitz zu rutschen drohte bei der wilden Aktion. Man schwankte zwischen Entsetzen und schmunzeln, weil er beides gut miteinander vermischte.

Überhaupt habe ich mich stellenweise geschämt, weil ich so viel schmunzelte bzw. lachte. Über die Schilderungen eines jungen Mannes im Rollstuhl sitzend. Der beim Duschen auch gerne mal per Kopfhaut die Anzahl der Löcher im Duschkopf versucht zu zählen.

Die Anmerkung einer Besucherin ist mir auch im Kopf geblieben: Es muss Leute geben, die Besuchern eines solchen Abends eine Art Voyeurismus unterstellen, in Richtung „Gaffer-Mentalität“ gehend. Da bin ich nicht drüber weg gekommen. Und ich möchte behaupten, dass solche Menschen einen Abend dieser Art nicht im Ansatz verstehen würden. Aber auch diese Spezies muss es geben.

Humor wurde angekündigt bei seiner Tour, Humor scheint generell eine Charaktereigenschaft von ihm. Humor macht vieles einfacher. Wohl dem, welcher Humor hat und ihn sich immer bewahrt.

Samuel Koch verstand es, uns alle und die Region mit in sein Programm einzubinden. Dadurch bekam der Abend eine sehr persönliche Note. Man hatte den Eindruck, er fühlte sich wohl in Schönhagen. Die spontane Aktion, dass sein Musiker Dirk auf die Empore ging, an die historische Orgel, und ein Lied anstimmte zum allgemeinen Singen von uns allen, war sicherlich so nicht geplant.

Der kleine verbale Schlagabtausch zwischen seiner hübschen Begleiterin/Sängerin war sicherlich aus dem Bauch heraus.

An einem lauen Sommerabend in einer Kirche sitzen, während die Sonne durch die Fenster scheint und man die Bäume davor erkennen kann, begleitet werden von ruhigem, fast schon sentimentalem Gesang mit Klaviertönen begleitet, ließ sicherlich viele kurz in sich gehen.

Es passte an diesem Abend alles, von der Stimmung über die Kulisse in der Kirche bis hin zum Programm „Rolle vorwärts“.

Ich brauchte zu Hause lange um wieder etwas runter zu kommen und all die Schilderungen/den Abend zu verpacken. Meinen Freunden ging es nicht anders.

Prädikat: Sehr empfehlenswert. Es war ein Abend, der sicherlich viele Zuhörerinnen/Zuhörer mal kurz „erdete“. Und denen, die ein ähnliches Schicksal teilen, vielleicht auch etwas Mut zusprach.

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Labertaschen: Da kann ich nicht immer zuhören.

Jeder von uns kennt sicherlich Menschen, die ohne Punkt und Komma reden. Von Haus aus. Gibt es halt. Hinzu kommen Menschen, die sich sehr oft wiederholen bei den Schilderungen die sie uns mitteilen. Und dann gibt es noch die, die mit dem ganzen Einsatz ihres Körpers erzählen, mit Armen und Beinen und Mimik. Und dabei immer lauter werden.

Zu Gruppe II und III gehöre auch ich. Furchtbar. Ich merke das meist er nach den Gesprächen, dass ich gewisse Passagen die ich für wichtig halte, 100x wiederhole. Irgendwie kann ich das auch nicht abstellen.

Vorhin beim Einkaufen sah ich jemanden, einen wirklich ganz lieben Menschen. Aber ich versteckte mich einen Gang weiter, und mit meiner Tarnkappe rannte ich zur Kasse. Wenn mich diese Person nämlich in ihre Fänge bekommt, dann ist der Drops gelutscht. Dann taut die Tiefkühlkost auf, dann grillen sich die Würstchen quasi selber, dann habe ich Blumenkohl an den Ohren. Du kommt nicht weiter bzw. zu Potte wenn Du diese Person triffst. Auch wenn Du sagst, dass Du es eilig hast. Keine Chance. Diese Personen nehmen es zur Kenntnis, reden aber weiter und weiter und weiter und weiter. Man will meist nicht unhöflich sein und bleibt dann eben stehen. Herrgott, was ist schon 1 Stunde und 45 Minuten auf dem Parkplatz eines Discounters stehend. Den Lieblingsfilm verpassend. Mit dem Wissen, dass die Eiscreme schon die Konsistenz von Suppe hat. Und die Steaks wahrscheinlich schon anfangen zu gammeln im Einkaufswagen.

Wir sind ja nicht immer gleich gut gelaunt. Wenn ich mehlig bin, bin ich echt nicht aufnahmefähig. Dann bin ich eine schlechte Zuhörerin, gerade wenn es um schwere Kost geht. Dann ist mir eh am liebsten, ich muss gar nicht sprechen oder zuhören oder meine Meinung abgeben. Bin ich gut drauf, kann ich labern wie ein Buch, höre mir alles an, verteile bei Bedarf auch Ratschläge oder ähnliches. Wie so `ne Hobby-Psychologin.

Die Hardcore-Königsdisziplin sind Menschen die ohne Punkt und Komma reden, allerdings nur von sich:

Ich habe“, „ich will“, „ich werde“, „das ist bei mir ja so“

Die Dich nicht annähernd zu Wort kommen lassen, die es echt nicht interessiert wie es Dir gerade geht. Die nicht sehen würden, wenn Du mit einer Schusswunde, blutüberströmt und vor Schmerz jammernd vor ihnen stehst. Die das nicht wahrnehmen wollen oder können. Das sind so Gespräche, die lassen mich persönlich total schnell ermüden. Gerade wenn diese Person sich oft wiederholt und mit Armen und Beinen spricht. Da bin ich nach 5 Minuten fix und fertig.

Heute zum Beispiel ging der Award der meisten Sprachnachrichten bei Whatsapp eindeutig an mich. In einer Gruppe. Taaadaaa. Wir müssen was organisieren. Ich habe eine Sprachnachricht nach der nächsten da rein geballert. Und hatte mittendrin Angst, meine Freunde steigen aus der Gruppe aus oder kündigen mir die Freundschaft. Heißt: Ich war heute gut drauf. Bin ich knatschig und da knallt einer eine Nachricht nach der nächsten in den Chat, kriege ich echt die Pimpernellen.

Nun zu meinen Freunden bei Whatsapp und der „Umzug 2018 Schoningen-Gruppe:

Mein Smartphone hat sich aufgehangen, ich bin heute wohl nicht mehr on air. Genießt die Ruhe, morgen geht es dann weiter.“

Schnabbel, schnabbel, schnabbel – im Display steht morgen wieder in grüner Schrift:

Steffi nimmt eine Sprachnachricht auf.“

Sorry ^^

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