Altersarmut: Ein unangenehmes Thema.

Ilka Bessin, die „Cindy aus Marzahn“ ging der Sache auf der Grund.

Mehr durch Zufall, bzw. um zu sehen wer denn nun hinter Cindy aus Marzahn so real steckt, hatte ich letzte Woche einen Bericht diesbezüglich im TV verfolgt.

Bevor ich auf das eigentliche Thema Altersarmut komme, erst ein paar Worte zu Ilka Bessin:

Eine Frau, die sich scheinbar von unten nach ganz oben katapultierte in ihrem rosa Frottee-Anzug, übertrieben geschminkt, mit grauenhafter Frisur und einer frechen Schnauze.  Ich stand auf ihren Humor und ihre Art.

Sie ist wieder da, halt nur anders. Da steht plötzlich eine Frau, welche damals mit lautem und schrillem Organ ganze Hallen zum johlen brachte, und regt die Nation zum nachdenken an. Oder besser gesagt mich. Ilka Blessin hat in diesem Bericht gezeigt, dass sie weiß wo der Hase im Pfeffer liegt, gerade im Bezug auf sozialkritische Themen. Und die noch besser zeigen konnte, dass sie Benehmen hat. Sie hat sich vorgestellt, sich an die Situationen und Menschen herangetastet. Sie hat nicht alles für selbstverständlich gehalten weil sie mal ein „VIP“ war, der Türen und Tore offen standen. Sie hat gefragt ob sie die Menschen besuchen darf, sie hat Kuchen und Blumen mitgebracht zur Begrüßung. Sie ist mit der Situation und den Menschen respektvoll umgegangen, das ist mir sehr positiv aufgefallen.

Altersarmut: Ein Thema, welches vielleicht vielen im Magen liegt. Mir ganz bestimmt und unregelmäßig immer wieder. Ich muss noch 20 Jahre arbeiten um in Rente zu gehen. Das ist der derzeitige Stand der Dinge, es ist sicherlich noch Raum offen nach oben.

Ich mache mir ab und an Gedanken wer sich um mich kümmert wenn ich alt und krank werde. Wer einen Heimplatz zahlen muss wenn ich ihn brauche. Ob ich diesen zahlen kann falls es sein muss.

In diesem Bericht letzte Woche wurde deutlich, dass wir alle malocht haben können wir die Tiere 45 Jahre lang oder wie lange auch immer: Es bedeutet aber nicht, dass wir dann finanziell ausgesorgt haben und unseren Lebensabend genießen können.

Wenn hier Bescheide von der Rentenversicherung eintrudeln wie mein derzeitiger Stand ist, weiß ich nicht genau ob ich einen Lachkrampf oder Heulkrampf bekommen soll. Viele Jahre nur Teilzeit unterwegs gewesen wegen dem Kind, auch Zeiten der Arbeitslosigkeit erlebt, und da steht eine Summe auf dem Schreiben, da tränen Dir die Augen.

Unfassbar zu sehen, dass Menschen, die Zeit ihres Lebens gearbeitet haben oder Kinder großgezogen, Regenwasser auffangen um Wassergeld zu sparen, weil sie dieses als Klospülung nutzen. Das Ehepaar in dem Bericht, welches getrennt lebte weil die Frau in einem Heim untergebracht werden musste, hat die Realität gut gezeigt: Jahrzehnte lang gespart für ein paar schöne Jahre, und dann ist das Geld weg für die Betreuung/Versorgung. Inhaltlich richtig, dafür müssen wir im Fall der Fälle aufkommen, keine Frage. Für die schönen Dinge des Lebens ist dann aber kaum noch Geld da. Oder eben keines mehr.

Wir zahlen alle ein in die Rentenkasse, aber bei einem durchschnittlichem Gehalt ist es dennoch zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben.

Da hinterfragt man den Sinn hinter all dem. Den Sinn des Lebensabends. Man träumt davon als Rentner(in) Dinge nachholen oder erleben zu dürfen, die zu Zeiten der Jobs nicht möglich waren. Weil man dafür keine Zeit hatte. Dann hat man Zeit, aber kein Geld mehr dafür.

Wir, also mein Jahrgang plus/minus ein paar Jahre, sind ja beinahe noch gut bedient. Schaut mal unsere Kinder an: Die sind richtig am Arsch wenn wir die Prognosen verfolgen und alles so bleibt wie es ist.

Jahrzehnte gearbeitet, Familien gegründet, vielleicht auch auf vieles verzichtet, und man sitzt mit 67 Jahren bei der Arge oder sammelt Pfandflaschen.

Ein ständiges „Nein“ zu Kleinigkeiten wie einem Kaffee oder einem Stück Kuchen. Nein zu Urlaub, nein zu einem Leben über dem Existenzminimum. Da kann man verstehen wenn Rentner sagen, dass sie keine Kraft und Lust mehr haben. Es ist traurig und beschämend.

Ich sah vor langer Zeit einen Bericht, in dem ein herzkranker Rentner einen 450 Euro-Job annehmen musste als Fensterputzer. Es reichte vorne und hinten nicht. Das ist wohl generell die Tendenz: 450 Euro-Job im Rentenalter. Traurig, traurig.

Das war dann der schöne Lebensabend von dem alle sprechen und träumen? Das ist das Resultat von zig Jahren Arbeit?

Sicherlich können wir froh sein, dass wir überhaupt ein Rentensystem haben in diesem Land. Und viele wissen auch, dass die „Überalterung in den Industrieländern“ keine unwesentliche Rolle spielt bei dieser Entwicklung. Zu wenig Nachwuchs ist auch ein Punkt. Wie sollen Renten ausgezahlt werden, die nicht eingezahlt wurden? Das ist mir alles klar.

Eine Chance all das zu verhindern, sind bzw. wären anderweitige Absicherungen. Nur kann man das teilweise nicht bezahlen.

Mir persönlich wird Himmel, Angst und Bange vor dem Tag in 20 oder 25 Jahren oder wann auch immer, wenn ich denn dann Rentnerin bin vielleicht Regenwasser ins Klo kippe um Wassergeld zu sparen. Damit alles andere gedeckelt und bezahlt werden kann an Fixkosten. Oder ich Pfandflaschen sammelnd über Mülleimern hänge. Und Kundin bin bei der Arge. Noch auf 450 Euro-Basis irgendwo angestellt. Tolle Vision. Das macht Bock auf Rente.

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Ade Schule – Willkommen Arbeitswelt

Lehrjahre sind keine Herrenjahre. 

01.08., das ist immer der Stichtag für den Beginn der Lehren. Wenn denn die Mädels und Jungs das Glück hatten eine Ausbildungsstelle zu finden. Mein Kurzer durfte heute auch ins Berufsleben starten. Ich bin gespannt. Ausbildungsstätte am Wohnort, zu Fuß zu erreichen: So viel Glück muss man erst mal haben.

Dieses Glück hatte auch ich 1988

Ich wollte schon immer Arzthelferin werden. Das war mein Traum. Die Mädels bei Arztbesuchen zu beobachten war für mich die reinste Freude. Ich habe schon als kleines Mädchen einem nassen Waschlappen „Blut abgenommen“ mit einer leeren Spritze. Diese hatte man mir manchmal geschenkt. Also die Spritzen jetzt, nicht die Waschlappen.

Medizin war immer mein Steckenpferd. Einzelhandel o. ä. hätte ich mir für mich nie vorstellen können. Ich war in Mathe eine totale Pfeiffe! Selbst bei meiner Entlassung aus der Schule waren meine selbst definierten Matheformeln noch Thema. Mancher Mathematiker hätte sich im Grabe umgedreht, wenn er denn meine Hausaufgaben gesehen hätte. Oder meine Mathearbeiten. Über eine 4 habe ich mich immer gefreut wie Bolle. Der Schnitt lag meist im 5-er Bereich. Das war einfach so, da regte sich auch keiner mehr drüber auf.

Früher sagte man: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“

Jau, kann ich unterschreiben. Meine Mutter hat sich damals für mich ganz dolle ins Zeug gelegt, ihr habe ich meine Lehrstelle zu verdanken. In einer total angesagten Praxis am Platz, zwei Ärztinnen und ganz viele Arzthelferinnen.

Da begann auch die Zeit, in der man nicht nur Wissen erlang was den Job betraf, sondern man lernte auch fürs Leben. Ich jedenfalls.

Mit ganz langen Tagen hatte ich durchgehend Probleme. Das war immer der Montag. Ich als „Mittagsschlaf-Tusse“ war an diesen Tagen verraten und verkauft. 7.30 Uhr Arbeitsbeginn, meist 12 Stunden später Feierabend. Mittags gingen wir alle zusammen Mittagessen. Das war eine feine und leckere Sache. Nur schleppte ich mich ab 15 Uhr saumüde durch die Sprechstunde. Wenn es mal nicht so lief und man unkonzentriert war oder Fehler machte, kam „das Gespräch“. Sehr unangenehm. Damit musste ich erst umgehen lernen. Ich weiß nicht, wie oft ich in den 3 Jahren hinschmeißen wollte. Meine Mama war die, die mich zum durchhalten animierte. Zum Glück kann ich heute nur sagen. Ein tolles Gefühl nach 3 Jahren dann seine Ausbildung bestanden zu haben.

Haltet durch

Falls hier junge Menschen mitlesen, welche heute in ihre Berufe starten: Das Leben ist kein Ponyhof. Ihr werdet ab heute anders strukturierte Tage erleben, keine Ferien mehr haben sondern weit weniger Urlaub, auf Kollegen und vielleicht auch Vorgesetzte treffen, mit denen ihr nicht so könnt. Euer Geschick auch im zwischenmenschlichen Bereich ist nun gefragt. Das müsst ihr lernen.  Vielen Infos schlagen über euren Köpfen zusammen. Ihr stellt eure Berufswahl vielleicht auch in Frage in den nächsten Wochen oder Monaten: Haltet durch! Ohne Ausbildung steht ihr auf dem Arbeitsmarkt ganz doof da. Oft erleben wir Dinge die hart sind und vielleicht auch weh tun, aber aus denen ihr etwas lernt. Das merkt ihr sicherlich nicht sofort, sondern erst viel später.

Ihr steht nun in der Arbeitswelt und werdet behandelt wie Erwachsene. Man traut euch Verantwortung zu. Die müsst ihr übernehmen. In den nächsten 2 oder 3 Jahren wird euch viel an theoretischem und praktischem Wissen übermittelt. Damit ihr später in der Arbeitswelt all das gelernt habt, um eure Jobs gut machen zu können. Dazu gehören auch Fleiß, Disziplin und Durchhaltevermögen. Man darf mittendrin mal heulen, alles verfluchen, sich überfordert fühlen. Das hat aber ein Ende irgendwann. Wenn ihr zu den Glücklichen gehört, welche einen Ausbildungsplatz gefunden haben, dann zieht das durch. Welche Note unter eurem Abschlusszeugnis steht, interessiert keinen Menschen. Es interessiert, wenn ihr eure Lehren erfolgreich abgeschlossen habt. Dann verdient ihr mehr Kohle, könnt euch fort- und weiterbilden, vielleicht auch Karriere machen. Oder euch nochmals für eine andere Sparte entscheiden, wenn es nicht eure Traumjobs waren. Das kommt in den besten Familien vor. Es ist heutzutage schwer ohne Ausbildung Arbeit zu bekommen. Da werdet ihr auch immer schlechter bezahlt als gelernte Kräfte. Haltet euch das immer vor Augen.

Hier wird sicherlich auch oft ein tröstendes Wort nötig sein

Ich gehe mal davon aus, all das Geschriebene werde ich in den nächsten 3 Jahren auch hier bei uns zu Hause sagen müssen. Unterstützen, animieren, aufheitern, pushen.

Ich grüße jetzt mal die Kira und die Tabea, unsere Lehrlinge welche heute ins 2. Lehrjahr gehen. Was sich diese beiden schon an Wissen angeeignet haben, und wie diese beiden die Abteilungen unterstützen, ist schon fast ungewöhnlich. Für beide war es sicherlich nicht immer einfach, aber schon heute glänzen sie mit Kenntnissen, bei denen ich immer wieder staune. Diese zwei werden sicherlich mal spitzenmäßige Kauffrauen im Gesundheitswesen. Darauf darf sich jeder Arbeitgeber freuen.

An alle Azubis: Viel Glück und Erfolg ab heute. ^^

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